Bonn, 16.07.2012. Dauerhafte Schmerzen, Entzündungsschübe oder eine frisch operierte künstliche Hüfte können die Lust auf Zärtlichkeit und Sex stark beeinträchtigen. „Wir sind immer zu Dritt im Bett: Mein Mann, ich und das Rheuma!“ so hat es eine Betroffene auf den Punkt gebracht. Die Rheumaerkrankung kann eine Partnerschaft enorm belasten. Aber auch Freundschaften werden auf die Probe gestellt, wenn der eine gesund ist und der andere nicht mehr mithalten kann bei Sport und Freizeit.
Mit dem neu aufgelegten Ratgeber „Leben und Lieben mit Rheuma“ will die Deutsche Rheuma-Liga Mut machen, über solche Schwierigkeiten zu sprechen, sei es mit dem Partner oder der Partnerin, mit Freunden oder auch mit Ärzten und Therapeuten. „Mundgymnastik ist das probate Mittel“, rät Co-Autorin Christiane Reichelt, die selbst als junge Frau an Rheumatoider Arthritis erkrankte. „Rheuma sollte kein Grund sein, sich ins Schneckenhaus zurückzuziehen“.
Um neue Freundschaften zu knüpfen, empfiehlt die Rheuma-Liga: „Finden Sie Dinge heraus, die Sie gerne tun. Treffen Sie Menschen, die mit Ihnen gemeinsam den Anfang wagen. Planen Sie in Ihrem Alltag stets genügend Ruhephasen ein, damit Sie insbesondere vor geplanten Aktivitäten über die nötige Energie verfügen.“ Etwas Neues zu erlernen schafft Selbstvertrauen und das Hobby mit gleichgesinnten Leuten zu teilen, ist eine ideale Möglichkeit, Beziehungen zu knüpfen. Auch ehrenamtliches Engagement ist ein guter Weg, Leute mit ähnlichen Interessen zu finden und etwas Wertvolles in der Freizeit zu tun.
Die Rheuma-Liga selbst bietet Begegnungsmöglichkeiten, wie Bewegungstreffs, Netzwerke der jungen Rheumatiker oder Stammtische von Berufstätigen. In Partnerseminaren kann man lernen, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen und sich mit Gleichgesinnten austauschen.
Die 40-seitige Broschüre enthält zahlreiche Erfahrungsberichte und gibt Tipps von Betroffenen und Ärzten. Sie kann bei den Verbänden der Rheuma-Liga gegen 1,45 € für Rückporto bestellt werden.
Eine Leseprobe gibt es als Auszug im Internet: www.rheuma-liga.de (Mediencenter)
Bestelladresse für die Broschüre:
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V., Maximilianstr. 14, 53111 Bonn (bitte 1,45 € Rücksendeporto beilegen), Fax: 0228-7660620, E-Mail: bv@rheuma-liga.de oder per Info-Telefon: 01804-600 000 (20 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, bei Mobiltelefon max. 42 Cent).
Häufige Fragen zu Rheuma und Sexualität
»Ich habe eine künstliche Hüfte bekommen. Wann kann ich wieder Sex haben ohne das Risiko einer Verletzung?«
Normalerweise dauert es sechs bis acht Wochen nach Ihrer Operation, bis die Kapsel um Ihr Gelenk verheilt ist. Ihr Operateur wird Ihnen mitteilen, wann dies erfolgt ist, da die Ursache für das Kunstgelenk und die Art des operativen Eingriffes den Heilungsprozess beeinflussen. Die Angst vor einem Auskugeln der neuen Hüfte oder die Angst, dem Partner wehzutun, kann den Sex hemmen. Empfohlene Stellungen beim Geschlechtsverkehr hängen davon ab, ob der Partner oder die Partnerin operiert wurden. Ihr Operateur wird Sie auch dazu gern beraten.
»Ich leide unter starker Trockenheit der Schleimhäute aufgrund einer rheumatischen Erkrankung und empfinde Geschlechtsverkehr als schmerzvoll. Was kann ich tun?«
Bei einigen Arten von Rheuma, wie zum Beispiel dem Sjögren-Syndrom oder beim Lupus Erythematodes (SLE), kann die Gleitfähigkeit der Vagina reduziert sein. Sie können die Gleitfähigkeit durch Gleitmittel, die Ihnen Ihr Frauenarzt verschreiben wird wieder herstellen. Benutzen Sie keine Kortisoncremes, da sie die Vaginalschleimhaut beeinträchtigen können, sondern richten Sie sich immer nach den Empfehlungen Ihres Frauenarztes
»Ist es als Rheumatikerin körperlich möglich, eine Schwangerschaft auszutragen? Welche vorsorglichen Maßnahmen kann ich treffen? Was muss ich in diesem Zusammenhang bzgl. meiner medikamentösen Behandlung berücksichtigen?«
Viele Rheumatikerinnen bekommen Babys. Die Art der rheumatischen Erkrankung hat Einfluss auf den Schwangerschaftsverlauf und das Gedeihen des Kindes. Bei einer Rheumatoiden Arthritis verringert sich bei vielen Betroffenen in der Schwangerschaft die Aktivität der Arthritis. Nach der Geburt kommt es aber häufig zu einem Schub. Bei einem Lupus erythematodes kann sich während der Schwangerschaft oder nach der Geburt eine Verschlechterung der Krankheit ergeben. Viele Rheumamedikamente müssen auch bei einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden, damit sie dem Kind nicht schaden. Somit ist es immer günstig, wenn die rheumatische Erkrankung so gut wie möglich behandelt ist, bevor eine Schwangerschaft geplant wird. Die Entscheidung pro oder contra eine Schwangerschaft muss jede Betroffene gemeinsam mit ihrem Partner treffen. Können Sie auf Basismedikamente vor und während der Schwangerschaft verzichten? Wird Ihr Partner (oder andere) nach der Geburt bei der Pflege des Babys helfen können? Viele Fragen müssen besprochen werden. Das Gespräch mit ihrem Rheumatologen sowie mit dem Gynäkologen ist wichtig, deshalb sollte eine Schwangerschaft, auch trotz der inzwischen verbesserten medikamentösen Möglichkeiten gut geplant werden.
Quelle: Deutsche Rheuma-Liga