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Gicht: Ursachen, Symptome, Therapie

    Die Krankheit – was ist Gicht?

    Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der sich die Gelenke stark entzünden können. Die Krankheit entsteht, weil sich zu viel Harnsäure im Körper ansammelt und an unterschiedlichen Stellen ablagert. Das führt zunächst zu Entzündungen und später zu Schäden an den Gelenken.

    In Deutschland leben ca. 950 000 Menschen mit Gicht. Etwa acht von zehn Patienten sind männlich. Meistens tritt die Krankheit erst nach dem 40. Lebensjahr auf, bei Frauen meist erst nach Eintritt in die Wechseljahre.

    Die Ursachen – wie kommt es zur Gicht?

    Der Körper kann Harnsäure nicht abbauen. Daher scheidet er sie aus, vor allem mit dem Urin. Bei einer Gicht bildet der Körper entweder zu viel Harnsäure, oder er scheidet zu wenig über die Nieren aus. Bei hoher Konzentration der Harnsäure im Blut und anderen Körperflüssigkeiten entstehen Harnsäuresalz-(Urat)Kristalle. Sie lagern sich ab, in den Gelenken, Sehnen, Schleimbeuteln oder im Ohrknorpel. Dort verursachen sie dann eine heftige Entzündung, den Gichtanfall.

    Bis es zu einem Gichtanfall kommt, können Jahre vergehen. Oft macht die Krankheit sich überraschend bemerkbar, in vielen Fällen unmittelbar, nachdem viel Fleisch gegessen und viel Alkohol getrunken wurde. Auch Stress, andere Belastungen oder eine Infektionskrankheit können einen Gichtanfall auslösen.

    Symptome bei Gicht – welche Anzeichen gibt es?

    Bei einem Drittel aller Patienten tritt die Krankheit zuerst am Fuß auf, meist am Grundgelenk des großen Zehs. Das Gelenk entzündet sich, wird sehr heiß, schwillt an und verfärbt sich rot bis bläulich. Außerdem reagiert es äußerst empfindlich auf Berührungen.

    Nach dem ersten Gichtanfall kann es in unregelmäßigen Abständen immer wieder zu weiteren Anfällen kommen. Andere Gelenke wie beispielsweise die Knie-, Sprung-, Mittelfuß-, Hand- oder Fingergelenke können ebenso betroffen sein. In den ersten Jahren der Gicht haben die Patienten zwischen den Anfällen meistens keine Schmerzen.

    Einige Jahre nach dem ersten Gichtanfall können sich sogenannte Gichtknoten (Tophi) bilden. Sie entstehen, wenn sich das Salz der Harnsäure - das Urat - beispielsweise an den Ohrmuscheln, an den Zehen und Fingergelenken, an der Achillessehne oder im Schleimbeutel am Ellenbogen ablagert. Meistens sind die Gichtknoten nicht schmerzhaft. Eine frühe Behandlung kann die Gichtknoten verhindern.

    Harnsäuresalz kann sich auch in den Nieren ablagern. Das verursacht anfänglich keine Beschwerden, schränkt aber die Funktion der Niere ein. In der Folge können sich Nierensteine bilden, die Koliken hervorrufen.

    Die Diagnose – wie stellt der Arzt Gicht fest?

    Krankengeschichte und klinische Untersuchung des Kranken mit dem typischen Gichtanfall weisen auf die Erkrankung hin. Die Bestimmung der Harnsäure im Blut ist der wichtigste Labortest. Bei einer Erhöhung der Harnsäure über 6,5 Milligramm Harnsäure in 100 Milliliter Blutserum (Hyperurikämie), besteht ein Hinweis auf Gicht, allerdings kein Beweis. Auch andere Erkrankungen können die Harnsäure-Konzentration ansteigen lassen. Im akuten Gichtanfall kann die Harnsäure sogar normal sein und erfordert eine Kontrolle nach zwei bis drei Wochen.

    Allerdings entwickeln nur 10 von 100 Menschen mit Hyperurikämie eine Gicht. Durch die Punktion eines erkrankten Gelenks kann Gelenkflüssigkeit gewonnen werden. Finden sich dort unter dem Mikroskop die typischen Harnsäureuratkristalle ist das ein sicherer Hinweis auf eine Gicht. Bei einer Ultraschalluntersuchung eines betroffenen Gelenks sieht der Arzt typische Hinweise auf eine Gicht.

    Röntgenbilder machen die Krankheit erst nach einigen Jahren sichtbar. Auf ihnen sind Ansammlungen von Uratkristallen nur zu erkennen, wenn sie über einen gewissen Zeitraum gewachsen sind.

    Die Therapie – welche Behandlung gibt es?

    Wichtig ist, dass die Krankheit behandelt wird. Bleibt der Harnsäurespiegel dauerhaft hoch, werden die Abstände zwischen den Gicht-Anfällen immer kürzer. Dann entstehen bleibende Schäden an Knochen und Gelenken. Und sobald das passiert ist, bleiben die Gelenke auch zwischen den Anfällen geschwollen, und Bewegungen verursachen Schmerzen.

    Medikamentöse Therapie

    Beim akuten Gichtanfall stehen Schmerz- und Entzündungsbekämpfung im Vordergrund. Dies geschieht durch herkömmliche kortisonfreie Rheumamittel (NSAR). Colchicin kann ebenso angewendet werden, jedoch Vorsicht: viele Nebenwirkungen. Kortison, auch als Spritze in das Gelenk, führt rasch zum Abklingen des Anfalls.

    Eine medikamentöse Langzeit-Therapie der Gicht ist bei mehreren Gichtanfällen, nachweisbaren Gichttophie, Gelenkschäden oder bereits vorliegenden Einschränkungen der Nierenfunktion dringend notwendig.

    Es gibt zwei Gruppen von Wirkstoffen, die sich zur Langzeit-Behandlung von Gicht eignen:

    Benzbromaron
    Dieser Wirkstoff bringt den Körper dazu, mehr Harnsäure durch die Nieren auszuscheiden. Das geschieht über den Urin. Vor allem in der ersten Zeit müssen die Patienten deutlich häufiger zur Toilette. Daher sollten sie am Tag mindestens zwei Liter trinken.

    Allopurinol 
    Durch diesen Wirkstoff bilden sich sogar vorhandene Harnsäuresalz-Ablagerungen im gesamten Körper zurück. Ist die Nierenfunktion bereits eingeschränkt, kommt Febuxostat zum Einsatz. In geringer Dosierung kann Colchicin dazu beitragen, weitere Gicht-Anfälle zu verhindern. Vor allem bei Nierenfunktionsstörungen ist bei der Dosierung Vorsicht geboten. Über sie sollte der Arzt entscheiden. Ist diese medikamentöse Therapie nicht ausreichend, steht sogar ein Biologikum, das Canakinumab, zur Verfügung. Im Anfall wird es subkutan, also unter die Haut, gespritzt.

    Ernährung bei Gicht

    Durch ihren Lebensstil können Gicht-Patienten die Wahrscheinlichkeit von Anfällen senken. Wichtig ist die richtige Ernährung. Im Falle von Gicht bedeutet das vor allem: Betroffene sollten möglichst auf Lebensmittel verzichten, die viel Purin enthalten.

    Aus dieser Substanz bildet sich Harnsäure. Viele Fleischsorten, Meeresfrüchte oder Hülsenfrüchte haben einen hohen Purin-Gehalt. Als Faustregel gilt: Gicht-Patienten sollten Lebensmittel mit einem Purin-Gehalt von mehr als 150 Milligramm pro 100 Gramm meiden. Eine Übersicht zum Purin- und Harnsäure-Gehalt bestimmter Lebensmittel finden Sie in unserer Ernährungsbroschüre.

    Äußerst vorsichtig sein sollten Gicht-Patienten zudem mit Alkohol, denn der lässt die Harnsäurekonzentration im Blut steigen. Gleiches gilt für Fruchtzucker enthaltende Getränke.  Ein wesentlicher Risikofaktor ist außerdem Übergewicht. Auf allzu radikale Diäten sollten Gicht-Patienten allerdings verzichten. Fasten kann Gicht-Anfälle sogar auslösen. Ratsam sind viel Bewegung und eine gesunde Ernährung.

    Medizinische Prüfung

    Der Text zum Krankheitsbild Gicht ist medizinisch geprüft.