Schwere chronische Erkrankungen zehren am Körper. Im schlimmsten Fall kommt es zur Kachexie – so nennen Mediziner die krankhafte Abmagerung, die mit Kräfteverfall einhergeht. "Jeder Patient hat ein Anrecht auf gute Ernährungsbetreuung“, fordert Dr. Jann Arends, Oberarzt der Klinik für Tumorbiologie am Universitätsklinikum Freiburg im Breisgau. Längst ist bekannt, dass eine unzureichende Ernährung bei chronischen Erkrankungen die Lebensqualität verschlechtert, das Immunsystem schwächt, die Mobilität einschränkt und schlimmstenfalls sogar die Lebenserwartung verkürzt.
Mangelernährung bedeutet: Ein Mensch nimmt ungewollt schnell viel ab. Dabei erleidet er einen Mangel an essenziellen Nährstoffen. Kachexie ist eine Form davon und immer mit einer Erkrankung assoziiert. Der Begriff leitet sich vom griechischen kakos (schlecht) und Hexis (Zustand) ab und beschreibt den durch Stoffwechselveränderungen bedingten Verlust an fettfreier Körpermasse. Gefährlich daran: Beim Abnehmen schwinden nicht nur Fettpolster, sondern auch die wichtige Körperzellmasse – zum Beispiel der Immunzellen und der Muskulatur. Das verbindet die Kachexie mit der Sarkopenie, dem altersbedingten Verlust an Muskelmasse und -kraft. Studien zufolge entwickelt jeder zweite ältere Patient mit rheumatoider Arthritis eine Kachexie. Mit den modernen Therapien und wachsender Aufmerksamkeit für die Problematik könnte dieser Anteil künftig jedoch sinken.
Von Entzündungsfaktoren und neuen Therapien
Wie genau entsteht eine Kachexie? Welche Prozesse im Körper beschleunigen den Abbau, welche bremsen ihn? Dazu wird rege geforscht. Forscher nehmen zum Beispiel die Veränderungen des Erbguts ins Visier. Mittlerweile haben Wissenschaftler Veränderungen bei einigen Ribonukleinsäuren und des Zinktransporters ZP14 gefunden, die dazu beitragen, dass Patienten schnell abbauen. Gelingt es, mit Medikamenten in diese Prozesse einzugreifen, so die Hoffnung der Wissenschaftler, kann die Kachexie gestoppt werden.