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T-Zellen: Feind und Helfer

Symbolbild Puzzleteile

Obwohl die Haut bei Schuppenflechte oft schwere Läsionen zeigt, haben Psoriasis-Betroffene vergleichsweise selten bakterielle oder virale Hautinfekte.

Invasion der Immunzellen

Warum manche Menschen Psoriasis entwickeln, darüber rätseln Forscher noch. Eine erbliche Veranlagung sowie äußere Einflüsse wie Racheninfektionen, bestimmte Medikamente und Stress begünstigen die Krankheitsentwicklung. So viel ist sicher: Bei der Ausprägung der Läsionen spielt das Immunsystem eine entscheidende Rolle. Die Haut der Patienten enthält eine Vielzahl von Immunzellen, welche die Entzündungsreaktion in diesem Gewebe auslösen.

Diese Zellen produzieren Entzündungssubstanzen, sogenannte Zytokine. Diese Botenstoffe regen andere Zellen an, sich zu verändern oder ebenfalls bestimmte Stoffe zu produzieren. Ob eine Zelle auf ein Zytokin reagiert, hängt davon ab, ob sie auf ihrer Oberfläche passende Andockstellen (Rezeptoren) für diesen Botenstoff trägt. Um Infektionen oder entstandene Krebszellen zu bekämpfen, können Immunzellen verstärkt in die Haut oder andere Gewebe eindringen. Eine solche Invasion gehört zu den normalen Funktionen des Immunsystems.

Bei der Psoriasis erfolgt eine solche Invasion jedoch, ohne dass bekämpfenswerte Infektionen oder Strukturen in der Haut vorhanden sind. Möglicherweise reagiert das Immunsystem fälschlicherweise auf hauteigene Moleküle, die es als gefährlich einstuft. Diese Frage ist noch nicht eindeutig geklärt. Bei Psoriasis finden sich in der Haut sogenannte T-Zellen. Je nach Art sind diese Zellen beispielsweise in der Lage, bestimmte Zytokine freizusetzen: T1-Zellen produzieren beispielsweise Interferon-γ, T17-Zellen stellen Interleukin-17 her, und T22-Zellen sowie T1-Zellen stellen Interleukin-22 her. Diese Zytokine beeinflussen die Gewebszellen der Haut, die daraufhin  weitere Botenstoffe produzieren, die Immunzellen anlocken und die Entzündung weiter befeuern. Außerdem unterstützen die Zytokine die Hautregenerierung. Auf lange Sicht führt das jedoch zu einer Art überschießender Reaktion: Die Haut verdickt sich und schuppt. Genau dies führt zu den für die Psoriasis typischen sichtbaren Hautveränderungen.

Defekter Schutzmantel

Diese strukturellen Veränderungen ziehen außerdem funktionelle Störungen nach sich. So ist bei Psoriasis die sogenannte Hautbarriere defekt: Die Haut ist durchlässiger. Das kann dazu führen, dass Bakterien, Mikropilze oder Viren leichter in die Haut eindringen und sich das Infektionsrisiko für die Haut und für den ganzen Körper erhöht. Auch bei anderen entzündlichen Hauterkrankungen ist die Hautbarrierefunktion gestört, etwa bei der atopischen Dermatitis (Neurodermitis).

Betroffene mit dieser Erkrankung haben aufgrund der gestörten Barrierefunktion der Haut häufiger virale und bakterielle Infekte. Dazu gehören beispielsweise Infektionen mit dem Herpes-simplex-Virus, der die sogenannten Lippenbläschen erzeugt, oder mit dem Bakterium Staphylococcus aureus, das sich als sogenanntes impetiginisiertes Ekzem darstellt. Das gilt jedoch nicht für Psoriasis-Betroffene: Bei ihnen ist die Zahl solcher Infektionen nicht höher als bei gesunden Personen mit intakter Hautbarriere.

T-Zellen im Fokus

Unsere erste Verteidigungslinie der Haut im Kampf gegen Bakterien sind sogenannte antibakterielle Proteine, die aus Zellen der oberen Hautschichten stammen, den sogenannten Keratinozyten. Intakte Haut produziert normalerweise nur sehr wenige dieser Abwehreiweiße. Bei einer Infektion steigt deren Produktion entweder durch den Erreger selbst oder durch Zytokin-Signale.

Bei Psoriasis kommen gewaltige Mengen dieser Proteine in der Haut vor, bei atopischer Dermatitis eher geringe Mengen. Dank unserer Forschung konnten wir zeigen, dass die T-Zellen nicht nur die typischen  Krankheitszeichen der Psoriasis-Läsionen verursachen. Sie zeichnen auch verantwortlich für die schützende Wirkung vor bakteriellen Infekten. Dieser Schutz erfolgt durch die antibakteriellen Proteine aus den Keratinozyten. Wir wissen nun, dass dafür vor allem der Botenstoff Interleukin-22 aus T22- und anderen T-Zelltypen sowie Interleukin-17 aus T17-Zellen verantwortlich sind.

Beide Zytokine kooperieren derart, dass sich ihre Wirkungen gegenseitig verstärken. Sind beide Zytokine vorhanden, schützt dies die geschädigte Haut ausreichend vor Infektionen. Auf der anderen Seite kann man den fehlenden Schutz und die geringere Produktion von antibakteriellen Proteinen bei Patienten mit atopischer Dermatitis dadurch erklären, dass weniger Interleukin-17 vorhanden ist. Das ist wiederum auf eine begrenzte Anzahl der T17-Zellen in der Haut und deren dazu noch gehemmte Zytokin-Produktion zurückzuführen. Weiterhin enthält die Haut der Patienten mit atopischer Dermatitis große Mengen von T2-Zellen. Diese produzieren die Zytokine Interleukin-4 und Interleukin-13. Beide wirken gegen die Bildung der antibakteriellen Proteine.

Doppelwirkung

Im Kampf gegen Viren spielen sogenannte antivirale Proteine eine Schlüsselrolle. Unsere weiteren Forschungsaktivitäten zeigen, dass die Haut der Psoriasispatienten ebenfalls große Mengen dieser  Eiweißmoleküle bildet. Das Zytokin, das diese hohe Produktion ermöglicht, heißt Interleukin-29 und stammt aus den T17-Zellen. Diese Zellen sind, wie bereits erwähnt, nicht so häufig in der Haut von Patienten mit atopischer Dermatitis anzutreffen. Deshalb haben die Betroffenen auch niedrige Spiegel der antiviralen Substanzen – Viren haben leichteres Spiel. Das Immunsystem, das die Entstehung der psoriatischen Hautläsionen verursacht, bewirkt also gleichzeitig einen Schutz der betroffenen Haut vor Infektionen. Das Verständnis der Mechanismen, die diesem Phänomen zugrunde liegen, könnte künftig dabei helfen, für andere entzündungsbedingte Hauterkrankungen Therapiestrategien zu finden, um das Risiko für Hautinfektionen zu verringern.

Autorin: Dr. Kerstin Wolk ist Leiterin der experimentellen Forschung im Psoriasis Forschungs- und BehandlungsCentrum, einem interdisziplinären Zentrum des Instituts für Medizinische Immunologie und der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Charité Universitätsmedizin, Berlin.