Systemischer Lupus erythematodes (auch bekannt als SLE oder Lupus) ist eine Autoimmunerkrankung. Am häufigsten sind Frauen im Alter zwischen 15 und 50 Jahren betroffen. Die Erkrankung verläuft in Schüben. Das Auftreten der Schübe ist nicht vorhersehbar. Bei einigen Betroffenen wird die Krankheit niemals lebensbedrohlich, löst aber chronische Hautveränderungen oder Gelenkschmerzen aus. Bei anderen Betroffenen entwickeln sich potentiell lebensbedrohliche Erkrankungen der Nieren, der Lunge oder des Herzens.
Bei anderen rheumatischen Erkrankungen hat das Prinzip des „Treat to target“ für Patienten eine bessere Behandlung der Erkrankung bewirkt. Für Lupus gab es bisher noch keinen „Treat to target“-Ansatz. Dies haben die Autoren des vorliegenden Artikels nun versucht zu ändern.
Studie
Einleitung
Systemischer Lupus erythematodes (auch bekannt als SLE oder Lupus) ist eine Autoimmunerkrankung. Am häufigsten sind Frauen im Alter zwischen 15 und 50 Jahren betroffen. Die Erkrankung verläuft in Schüben. Das Auftreten der Schübe ist nicht vorhersehbar. Lupus wird verursacht durch komplizierte Wechselwirkungen zwischen dem Immunsystem und Umweltfaktoren, die das Immunsystem stören. Diese Störungen verursachen Entzündungen, die, wenn sie unbehandelt bleiben, zu körperlichen Behinderungen und einer verkürzten Lebenserwartung führen können. Die Umweltfaktoren, die bei den Betroffenen die Erkrankung auslösen, sind von Patient zu Patient unterschiedlich, und die Symptome unterscheiden sich beträchtlich zwischen einzelnen Patienten. Bei einigen Betroffenen wird die Krankheit niemals lebensbedrohlich, löst aber chronische Hautveränderungen oder Gelenkschmerzen aus. Bei anderen Betroffenen entwickeln sich potentiell lebensbedrohliche Erkrankungen der Nieren, der Lunge oder des Herzens.
Bei anderen rheumatischen Erkrankungen hat das Prinzip des „Treat to target“ für Patienten eine bessere Behandlung der Erkrankung bewirkt. Dieses Prinzip kann anhand eines Beispiels verdeutlich werden: Wenn Sie hohen Blutdruck haben, reicht es nicht einfach aus, diesen zu senken. Stattdessen wird Ihr Arzt versuchen, den Blutdruck unter einen festgelegten Zielwert (englisch „target“) zu senken, von dem bekannt ist, dass er mit einem verbesserten allgemeinen Gesundheitszustand einhergeht. „Treat to target“ schließt eine konsequente, regelmäßige Therapieüberwachung und -anpassung mit engem Zeitrahmen ein. Solche Zielwerte sind auch für die rheumatoide Arthritis festgelegt worden wie z.B, der Zustand der Remission1 oder der Zustand der „niedrigen Krankheitsaktivität“ (eng. „low disease activity state“; LDAS). Für Lupus sind solche Zielwerte bisher noch nicht festgelegt worden.
Ziel der neuen Studie
Die Autoren des Artikels haben versucht, eine Definition zu erstellen, wie man für Lupus eine niedrige Krankheitsaktivität (LLDAS) definieren kann, so dass auch für Lupus eine Behandlung „unter einen Zielwert“ nach dem „Treat to target“ Prinzip möglich wird.
Ablauf der Studie
Der Artikel ist das Ergebnis einer Konsensus-Diskussion. Das bedeutet, dass eine Gruppe von Lupus-Experten aus verschiedenen Ländern gemeinsam darüber diskutiert hat, welche Eigenschaften eine niedrige Krankheitsaktivität (LLDAS) bei Lupus beschreiben. Es wurden Vorschläge für charakteristische Eigenschaften gesammelt, und die Gruppe, bestehend aus elf Experten, hat für jede Eigenschaft der LLDAS einzeln abgestimmt, wie wichtig sie ist. Nach zwei Abstimmungsrunden, haben sich die Experten auf einen zentralen Satz von fünf Eigenschaften geeinigt. Bei diesen fünf zu erreichenden Eigenschaften handelt es sich um folgende (LLDAS-Kriterien):
- eine stabile Krankheitsaktivität (≤ 4; gemessen mit dem SLEDAI-2K2 Messwert) ohne Beteiligung der größeren Organe, ohne Blutarmut und ohne Magen-Darm-Beschwerden.
- kein Auftreten neuer Symptome, die mit der Lupus-Erkrankung im Zusammenhang stehen, seit der vorangegangen ärztlichen Untersuchung.
- ein niedriger Wert bezogen auf den sogenannten SELENA-SLEDAI3 Messwert, der die Krankheitsaktivität auf Basis einer Hormon-Ersatztherapie erhebt.
- ein Glukokortikoidverbrauch von ≤ 7.g mg/Tag
- Gut tolerierbare Standarddosierungen anderer immunsuppressiver Medikamente.
Um zu prüfen, wie zuverlässig diese fünf Eigenschaften eine niedrige Krankheitsaktivität bei Patienten tatsächlich beschreiben, wurden diese Eigenschaften auf die gespeicherten medizinischen Daten von Lupus-Patienten einer großen australischen Klinik angewendet. Es wurde geprüft, ob diejenigen Patienten, die den LLDAS (und damit das Kriterium „niedrige Krankheitsaktivität“) erfüllten, eine besseren Krankheitsverlauf hatten als diejenigen Patienten, die den LLDAS nicht erfüllten.
Ergebnisse
Es gab zwei Hauptergebnisse. Das erste Ergebnis war, dass sich die Gruppe von Experten auf die o.g. Definition für eine niedrige Krankheitsaktivität bei Lupus einigen konnte. Das zweite Hauptergebnis war, dass diejenigen australischen Patienten, die die Kriterien für eine „niedrige Krankheitsaktivität“ erfüllten, eine bessere langfristige Perspektive hatten als diejenigen Patienten, die die LLDAS-Kriterien nicht erfüllten. Das bedeutet, dass die Festlegung der LLDAS-Kriterien eine sinnvolle Maßnahme für Lupus-Betroffene ist, die Vorhersagen erlaubt. Die vorgeschlagenen Eigenschaften des LLDAS schließen Werte für die Krankheitsaktivität und die gegenwärtige medikamentöse Therapie ein.
Sind diese Ergebnisse neu?
Ja, es gab bisher keine Bestrebungen, eine Definition für die niedrige Krankheitsaktivität bei Lupus-Betroffenen festzulegen.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Definition der niedrigen Krankheitsaktivität basiert hier am Ende allein auf der Meinung und Erfahrung von Experten. Es wäre besser gewesen, wenn die Definition auf durch Studien belegte Eigenschaften basieren würde. Die Autoren hoffen aber, dies in naher Zukunft nachholen zu können. Die Prüfung der Definition auf Zuverlässigkeit ist gut durchgeführt worden, aber es wurden nur die Daten einer einzigen australischen Klinik geprüft. Zur Untermauerung der Ergebnisse muss die Prüfung auch mit Patientendaten aus anderen Kliniken durchgeführt werden. Dies wird derzeit auch tatsächlich getan.
Welche weiteren Pläne haben die Autoren?
Die Autoren sind dabei, mit Ärzten und Wissenschaftlern aus anderen Kliniken die LLDAS-Definition in einer sehr großen Studie anzuwenden. Sie möchten ihre ersten Ergebnisse damit bekräftigen, dass nämlich das Erreichen einer niedrigen Krankheitsaktivität auf Basis der LLDAS-Definition, einen ungünstigen Krankheitsverlauf verhindert. Die Autoren arbeiten außerdem mit Arzneimittelherstellern zusammen, indem sie prüfen ob mittels der neuen Definition für die niedrige Krankheitsaktivität, wirksamere Medikamente zuverlässig von weniger wirksamen Medikamenten abgegrenzt werden können.
Was bedeutet diese Studie für den Patienten?
Sie wissen nun, dass das Erreichen einer niedrigen Krankheitsaktivität nach den LLDAS-Kriterien davor schützt, dass sich die Krankheit ungünstig weiter entwickelt. Sie können also nun Ihren Arzt bitten sie so zu behandeln, dass auch Sie die LLDAS-Kriterien erfüllen.
Quellenangaben
Diese Laienzusammenfassung basiert auf folgender Originalveröffentlichung:
Franklyn K, Lau CS, Navarra SV, Louthrenoo W, Lateef A, Hamijoyo L, Wahono CS, Chen SL, Jin O, Morton S, Hoi A, Huq M, Nikpour M, Morand EF; Asia-Pacific Lupus Collaboration. Definition and initial validation of a Lupus Low Disease Activity State (LLDAS). Ann Rheum Dis. 2016 Sep;75(9):1615-21.
http://ard.bmj.com/content/75/9/1615.long
Die Laienzusammenfassung ist von der BMJ Publishing Group Ltd & European League Against Rheumatism erstellt worden und wurde von der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e.V. ins Deutsche übersetzt und angepasst. Die englische Version kann unter folgender Adresse gefunden werden:
http://promotions.bmj.com/ardsummaries/2016/09/06/treat-to-target-may-be-a-possibility-in-lupus-in-the-near-future/
1 Klinische Remission ist definiert als die Abwesenheit von Anzeichen und Symptomen einer signifikanten entzündlichen Krankheitsaktivität. Die Krankheit ist nicht geheilt, zeigt aber zum Beobachtungszeitpunkt keine Symptome.
2 Gladman DD, Ibanez D, Urowitz MB. Systemic lupus erythematosus disease activity index 2000. J Rheumatol 2002;29:288 – 91.
3 Buyon JP, Petri MA, Kim MY, Kalunian KC, Grossman J, Hahn BH, Merrill JT, Sammaritano L, Lockshin M, Alarcón GS, Manzi S, Belmont HM, Askanase AD, Sigler L, Dooley MA, Von Feldt J, McCune WJ, Friedman A, Wachs J, Cronin M, Hearth-Holmes M, Tan M, Licciardi F. The effect of combined estrogen and progesterone hormone replacement therapy on disease activity in systemic lupus erythematosus: a randomized trial. Ann Intern Med. 2005 Jun 21;142(12 Pt 1):953-62.