Bonn, 17. März 2015. Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit und die Zahl der Erwerbsminderungsrenten bei chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankungen sind seit 1997 stetig gesunken. Das zeigt eine Studie von Professor Dr. Wilfried Mau, Direktor des Instituts für Rehabilitationsmedizin der Universität Halle-Wittenberg. „Trotzdem bleibt es für jeden Betroffenen eine Herausforderung, Berufsleben und Erkrankung zu vereinbaren“, betont Marion Rink, Vizepräsidentin der Deutschen Rheuma-Liga. Marion Rink hat rheumatoide Arthritis, eine Krankheit, die die Gelenke zerstört und die nicht nur mit großen Schmerzen, sondern auch mit chronischer Erschöpfung einhergeht. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie die Krankheit die Berufstätigkeit erschweren kann. Deshalb hat die Deutsche Rheuma-Liga eine neue Broschüre herausgegeben: Im Job mit Rheuma – Wegweiser durch das Arbeitsleben. Auf 48 Seiten erfährt der Leser, welche Unterstützungen es gibt, warum die Reha zur rechten Zeit sehr sinnvoll ist, wie man mit Stresssituationen, Erschöpfung und Bewegungseinschränkungen klar kommt. Sollte man mit den Kollegen und Vorgesetzten über die Krankheit sprechen? Wo liegen die Vor- und Nachteile eines Schwerbehindertenausweises? Was tun, wenn die Kraft für eine Vollzeitstelle nicht mehr reicht? Neben vielen handfesten Informationen schildern Betroffene, welche Lösungen sie für sich gefunden haben: Stufenweise Wiedereingliederung, Umschulung oder auch der Weg in die Erwerbsminderungsrente. „Von Fall zu Fall kann es nötig sein, dass man sich als Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin sein Recht auf Beschäftigung oder Anpassung des Arbeitsbereiches erkämpfen muss. In dieser Broschüre finden Sie Rechtshilfen und Perspektiven“, betont Marion Rink, die unter anderem das Vorwort für die Broschüre verfasst hat.
Die Deutsche Rentenversicherung Bund hat die Erstellung der Broschüre finanziell unterstützt. Das Heft kann gegen Portokosten kostenlos bei den Verbänden der Deutschen Rheuma-Liga bestellt werden.
www.rheuma-liga.de/beruf
www.wegweiser-arbeitsfaehigkeit.de
Bestelladresse:
Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V., Maximilianstr. 14, 53111 Bonn (bitte 1,45 € Rücksendeporto beilegen), Fax: 0228-7660620, E-Mail: bv@rheuma-liga.de oder per Info-Telefon: 01804-600 000 (20 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, bei Mobiltelefon max. 42 Cent).
Pressemappe: www.rheuma-liga.de/pressemappen
• Vollversion der Broschüre
• Fallbeispiel (aus der Broschüre): „Von der Baustelle ins Büro“
• 7 Tipps für berufstätige Rheumakranke
• Bildmaterial
Fallbeispiel (aus der Broschüre): „Von der Baustelle ins Büro“
Klaus-Peter Jakubek war 57 Jahre alt, als er an entzündlichem Rheuma erkrankte. „Ich war Bauleiter im Tiefbau und habe täglich zehn bis zwölf Stunden gearbeitet. Dann wurde bei mir das Sjögren-Syndrom festgestellt. Ich fühlte mich unendlich müde, kämpfte mit Gelenkschmerzen, sollte nicht mehr schwer tragen und auch nicht mehr ans Sonnenlicht gehen – für die Baustellen, die bislang mein hauptsächlicher Einsatzort waren, war ich nicht mehr zu gebrauchen. Ich war erstmal lange krankgeschrieben und ging anschließend in die Reha. Dann stand ich vor der Frage, wie es beruflich weiter gehen sollte.“ Klaus-Peter Jakubek suchte das Gespräch mit dem Chef des mittelständischen Familienunternehmens. Gemeinsam fand man eine Lösung. „Jetzt arbeite ich schon seit fünf Jahren in Teilzeit, vier Stunden am Tag, und zwar im Innendienst. Ich mache Dinge wie Abrechnungen, Materialbestellungen oder Kalkulation. Es ist anstrengend, aber es ist eine Anstrengung, die mir gefällt. Und vor allem: Die Stundenreduzierung macht es mir möglich, mich tagsüber öfter auszuruhen und auch andere Dinge zu machen, die mir guttun, zum Beispiel Zeit mit meiner Familie und meinen Enkelkindern zu verbringen, lange Spaziergänge mit meinem Hund zu machen oder Fahrrad zu fahren. Daraus schöpfe ich viel Kraft für den Alltag. Außerdem ist die Bewegung gut für meine Gelenke und hilft mir, Stress und Spannungen abzubauen.“
Das raten die Experten der Deutschen Rheuma-Liga:
7 Tipps für berufstätige Rheumakranke
- Mit einer chronischen Rheumaerkrankung brauchen Sie eine gute Strategie, um in ihrem Job klarzukommen. Tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen aus und profitieren Sie von deren Erfahrungen, etwa bei der Deutschen Rheuma-Liga.
- Die Erkrankung zu verheimlichen, kann belasten. Unter Umständen kann Sie ein Gespräch mit dem Vorgesetzten oder Kollege erleichtern: Versteckspielen macht zusätzlichen Stress – Offenheit dagegen ermöglicht erst Verständnis.
- So anstrengend der berufliche Alltag auch ist: Planen Sie Pausen ein. Suchen Sie Kraftquellen, etwa Bewegung und Entspannung.
- Nutzen Sie psychologische Beratung, Patientenschulung oder Selbstmanagementkurse.
- Gegen Schmerz und Erschöpfung bei entzündlichen Erkrankungen helfen vor allem gute Diagnostik und effiziente Therapie. Planen Sie regelmäßige Kontroll-Termine beim Facharzt ein.
- Schaffen Sie sich Erleichterungen am Arbeitsplatz: Ein höhenverstellbarer Tisch, ergonomische Computertastatur, ein rückengerechter Stuhl - es ist Ihr gutes Recht, solche Anpassungen einzufordern.
- Informieren Sie sich über die Möglichkeiten zur Rehabilitation und, falls Sie krankheitsbedingt länger ausfallen, über berufliche Wiedereingliederungshilfen.
Bildunterschrift: Im Job mit einer rheumatischen Erkrankung, Foto: Michael Bause; Deutsche Rheuma-Liga
Über die Deutsche Rheuma-Liga
Die Deutsche Rheuma-Liga ist mit aktuell 280.000 Mitgliedern die größte deutsche Selbsthilfeorganisation im Gesundheitsbereich. Der Verband informiert und berät Betroffene unabhängig und frei von kommerziellen Interessen. Die Rheuma-Liga bietet Menschen mit rheumatischen Erkrankungen Rat und praktische Hilfen wie zum Beispiel Funktionstraining, unterstützt aber auch Forschungsprojekte zu rheumatischen Erkrankungen und tritt für die Interessen rheumakranker Menschen in der Gesundheits- und Sozialpolitik ein. Die Rheuma-Liga finanziert ihre Arbeit vorrangig durch Mitgliedsbeiträge, Förderungen der Kranken- und Rentenversicherer, Projektmittel und Spenden.
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