Bonn, 13. Oktober 2016 – Sie haben Vorbildcharakter über ihre Branche und ihren Standort hinaus: Am 11. Oktober erhielten drei chronisch kranke Arbeitnehmer und ihre Arbeitgeber den RheumaPreis 2016. Er würdigt herausragende Lösungsansätze für die langfristige Einbindung von Menschen mit rheumatischen Erkrankungen im Berufsleben.
„Für uns steht die Qualifikation und Leistung unserer Mitarbeiter im Vordergrund. Für alles andere finden wir eine Lösung“, erklärte Thomas Schröder, Standortleiter bei Arvato Bertelsmann, der den Preis gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin, der Verwaltungsangestellten Petra Heim erhielt. Dieser Leitgedanke ist in der Arbeitswelt Deutschlands allerdings keine Selbstverständlichkeit. So kommt der Initiative RheumaPreis auch im achten Jahr seiner Verleihung eine hohe gesellschaftspolitische Bedeutung zu: Die Initiative zeichnet vorbildliche Lösungen für eine langfristige berufliche Einbindung von Menschen mit Rheuma aus und ermutigt zur Entwicklung von Perspektiven trotz Rheuma – ob bei der Karriere oder den ersten beruflichen Schritten wie Ausbildung und Studium.
Dieses Jahr ging die Auszeichnung an Petra Heim und ihrem Arbeitgeber Arvato Bertelsmann, Luisa Mota-Vogel und die Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Dortmund sowie Matthias Harms und die PCK Raffinerie GmbH in Schwedt. Sie alle haben partnerschaftliche Lösungen gefunden, um den Betroffenen den Verbleib im Arbeitsleben zu ermöglichen – durch Weiterbildungsangebote, spezielle Ausstattungen des Arbeitsplatzes oder Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Die Voraussetzung dafür bringt Fachingenieur Matthias Harms auf den Punkt: „Ich kann nur jedem empfehlen, das Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Man bekommt nur Unterstützung, wenn der Arbeitgeber auch weiß, dass sie gebraucht wird.“
Die Preisträger haben Vorbildcharakter und regen zu mehr Offenheit im Umgang mit chronischen Erkrankungen wie Rheuma an. Denn chronisch-kranke Arbeitnehmer sind keine Ausnahme. Das zeigen Daten des Robert Koch Instituts zur Gesundheit in Deutschland: In einer Studie gaben 43 Prozent aller Frauen und 38 Prozent aller Männer an, an einer chronischen Krankheit zu leiden. Dazu gehören Herzkrankheiten, Diabetes, chronische Atemwegserkrankungen und muskulo-skelettale Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis.
„Identifikationsfiguren wie die RheumaPreis-Träger sind gerade für junge Menschen mit Rheuma wichtig, denn sie zeigen, dass auch mit einer chronischen Erkrankung eine erfolgreiche Karriere möglich ist“, so Ursula Bouffier, Schirmherrin des diesjährigen RheumaPreises. Sie ist seit langem auch als Schirmherrin der Rheuma-Liga Hessen engagiert und weiß, wovon sie spricht. „Mir ist es ein persönliches Anliegen, Initiativen zu fördern, die Menschen mit Rheuma zum offenen Dialog ermutigen und damit den Weg für ein besseres Verständnis chronischer Erkrankungen ebnet.“
Da Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises am häufigsten zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr beginnen, stehen Betroffene meist am Anfang oder in der Mitte ihrer beruflichen Laufbahn. Allein in Deutschland leiden 1,5 Millionen Erwachsene unter einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Etwa 20.000 Kinder und Jugendliche haben Kinderrheuma. Zwölf Prozent der Erwerbstätigen mit rheumatoider Arthritis scheiden gegenwärtig innerhalb der ersten fünf Jahre ihrer Erkrankung aus dem Berufsleben aus. Dabei können bereits kleinere Änderungen der Organisationsabläufe oder Ausstattung der Arbeitsplätze ausreichen, um Menschen mit chronischen Erkrankungen die Erwerbstätigkeit zu erleichtern. Angesichts des drohenden Fachkräftemangel und bedingt durch den demografischen Wandel – mit dem Alter der Erwerbsbevölkerung steigt der Anteil von Menschen mit chronischen Erkrankungen – wird es für den Geschäftserfolg zunehmend wichtig werden, diesen Menschen eine langfristige Karriereperspektive zu bieten und so Know-How im Unternehmen zu halten.
Die Initiative "RheumaPreis", zu der 13 Organisationen – darunter auch die Rheuma-Liga, die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew, die Lupus-Erythematodes-Selbsthilfegemeinschaft sowie das Unternehmen AbbVie - zeichnet seit 2009 positive Beispiele aus, wie Unternehmen betroffene Rheumakranke vorbildlich integrieren und von ihrer Arbeitsleistung profitieren. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert.
Deutsche Rheuma-Liga: Die größte deutsche Selbsthilfeorganisation im Gesundheitsbereich informiert und berät Betroffene unabhängig und frei von kommerziellen Interessen, bietet praktische Hilfen und unterstützt Forschungsprojekte zu rheumatischen Erkrankungen. Der Verband mit rund 290.000 Mitgliedern tritt für die Interessen rheumakranker Menschen in der Gesundheits- und Sozialpolitik ein. www.rheuma-liga.de
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