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Was hilft bei Arthrose in den Fingern?

Was hilft bei Arthrose in den Fingern? Ein Überblick über Ursachen, Diagnostik, Therapiemöglichkeiten und -chancen bei der Polyarthrose der Fingergelenke.

Übersicht

Im Alltag des Handchirurgen spielt die Polyarthrose der Fingergelenke eine zunehmende Rolle. Viele betroffene Patienten haben bereits über Jahre Beschwerden und wurden lange mit der Aussage konfrontiert, „man kann da nichts machen, das ist eben altersbedingter Verschleiß“. 

Unterschiedliche Ursachen

Bei der sogenannten sekundären Arthrose der Gelenke durch eine Grunderkrankung wie rheumatoide Arthritis stehen primär entzündliche Gelenkveränderungen im Vordergrund, welche über die Zeit die Gelenke zerstören. Bei der Polyarthrose sind die Gelenkveränderungen dagegen vielmehr durch einen „primären“ Verschleiß des Gelenkknorpels gekennzeichnet. Frauen sind davon deutlich häufiger betroffen – auf einen Mann mit Polyarthrose in den Fingern kommen etwa sieben bis zehn Frauen.

Ärzte vermuten daher eine mögliche Ursache in der Hormonumstellung während der Wechseljahre. Polyarthrose der Fingergelenke tritt zudem gehäuft innerhalb bestimmter Familien auf, was Rückschlüsse auf eine erbliche Veranlagung zulässt. Eine vermehrte Belastung im Alltag oder Beruf spielt bei der Entstehung der Arthrose der Fingergelenke hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Sie kann aber bei bestehender Arthrose die Beschwerden verstärken.

Häufig betroffene Gelenke

Das am häufigsten betroffene Gelenk ist das Daumensattelgelenk. Von den Langfingergelenken ist das Endgelenk häufiger in Mitleidenschaft gezogen als das Mittelgelenk. Seltener trifft es die Fingergrundgelenke. Dies unterscheidet die Polyarthrose wesentlich von der rheumatoiden Arthritis, bei welcher die Fingergrundgelenke meist frühzeitig Beschwerden bereiten.

Video: 10 Tipps für die Gelenke

Diagnose

Die Diagnose erfolgt in der Regel durch die klinische Untersuchung und ein Röntgenbild: Es finden sich verdickte und druckschmerzhafte Gelenke. Zudem ist die Bewegung meist schmerzhaft eingeschränkt. Belastungsabhängige Beschwerden, zum Beispiel am Daumensattelgelenk, können das Öffnen von Schraubgläsern deutlich erschweren.

Röntgenbilder zeigen typische Verschmälerungen des Gelenkspalts und knöcherne Anbauten an den Gelenkrändern. Auch Achsfehlstellungen und ein eventuell vorliegender Knochenverlust können im Röntgenbild erkannt werden.

Konservative Therapien

Die Arthrosebeschwerden können insbesondere im Anfangsstadium günstig durch das Erlernen gelenkschonender Greifformen im Rahmen einer Ergo- oder Physiotherapie beeinflusst werden („Gelenkschutz“). Auch einfache Hilfsmittel wie Schraubglasöffner erleichtern den Alltag und reduzieren die Belastung der betroffenen Gelenke.

Stabilisierende Schienen finden im Wesentlichen bei der Daumensattelgelenkarthrose Anwendung. Sie lindern den Schmerz zuverlässig, behindern aber leider auch das normale Greifen, was ihre praktische Akzeptanz im Alltag verringert.

Kühlung kann nach einer akuten Überlastung und damit einhergehenden Schmerzen ebenso hilfreich sein wie die Anwendung von Salben. Diese können auch im Rahmen von Iontophorese, also mithilfe eines schwachen elektrischen Gleichstroms, in die Haut und darunter liegende Gewebeschichten eingebracht werden. Bei deutlichen Schmerzen lindern nicht-steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen die Beschwerden. Unter Umständen kommen auch lokale Injektionen in das Gelenk infrage. Ob sich eine Umstellung der Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel positiv auf die Entwicklung der Arthrose auswirken, ist in der medizinischen Fachliteratur bisher nicht belegt.

Die Mehrzahl aller Patienten kommt mit der Anwendung konservativer Therapie gut zurecht. Reichen diese Maßnahmen jedoch nicht aus, kann eine Operation infrage kommen. 

Operative Möglichkeiten

Bei ausgeprägten Beschwerden im Daumensattelgelenk kommt die Entfernung eines der Gelenkpartner in Betracht, etwa des großen Vieleckbeins, auch Trapezium genannt. So heißt der für den Daumen zuständige obere Handwurzelknochen. Diese sogenannte Resektionsarthroplastik wird seit über 30 Jahren angewendet. Nach zwei bis vier Monaten Rehabilitationsphase lindert das Verfahren zuverlässig den Schmerz.

Alternative Operationsverfahren wie die Implantation einer Daumensattelgelenksprothese sind noch nicht ausreichend etabliert. Ärzte sollten daher nur bei besonderen Gegebenheiten darauf zurückgreifen. Bei entsprechenden Schmerzen im Bereich der Fingerendgelenke, gegebenenfalls aber auch aufgrund einer deutlichen Achsabweichung, Instabilität und/oder Verformung der Gelenke, kommt als operative Maßnahme in Betracht, das Gelenk zu versteifen.

Aus handchirurgischer Sicht ist der Funktionsverlust des Fingers dabei sehr gering. Bei entsprechender Schmerzsymptomatik kann diese Operation mit guter Erfolgsaussicht auf Schmerzlinderung empfohlen werden. Schmerzen die Fingermittelgelenke, obwohl sie sich gut bewegen lassen, kann eine Durchtrennung der schmerzleitenden Nervenfasern („Denervation“) in diesem Bereich die Beschwerden wirksam verringern. Wie lange diese Schmerzreduktion anhält, ist bei Fortschreiten der Arthrose jedoch individuell unterschiedlich.

Künstliche Fingergelenke

Aufwendiger ist der Einbau von Fingermittelgelenks-Endoprothesen: Diese Operation reduziert zuverlässig die Schmerzen und erhält die Beweglichkeit des Gelenks. Der erreichbare Bewegungsumfang hängt aber wesentlich davon ab, wie beweglich das Gelenk vor der Operation noch war. Zur Anwendung kommen verschiedene Materialien wie Silikon als „Platzhalter“ oder ein echter Gelenkersatz durch Endoprothesen aus Titan, Polyäthylen oder Pyrocarbon. Insgesamt sind die Ergebnisse nach der Implantation von Fingermittelgelenksprothesen im Vergleich zur Anwendung von Endoprothesen an der Hüfte oder am Knie noch nicht vergleichbar. Das gilt auch in Bezug auf ihre Haltbarkeit. Arzt und Patient müssen einen möglichen Einsatz daher individuell kritisch besprechen.

Als „letzte“ operative Maßnahme kann auch das Mittelgelenk versteift werden. Dort beeinträchtigt eine Versteifung die Funktionsfähigkeit der Finger jedoch deutlich stärker als am Fingerendgelenk. Diese Operation kommt daher vor allem bei jungen Patienten mit hoher Belastung der Hand infrage, da sie eine gute und dauerhafte Stabilität des Gelenks gewährleistet. Die operative Behandlung der Fingergrundgelenke im Rahmen der Polyarthrose ist nur selten notwendig. Bei einer entsprechenden  Schmerzsymptomatik kann die Implantation einer Endoprothese Abhilfe schaffen. Die Langzeiterfahrung bezüglich der Haltbarkeit ist jedoch noch gering.

Fazit

Die Arthrosen der Fingergelenke stellen betroffene Patienten im Alltag häufig vor große Probleme. Zu Beginn der Arthrose lassen sich durch konservative Maßnahmen wie Ergo- oder Physiotherapie, Schmerzmedikamente und orthopädische Hilfsmittel meistens eine Schmerzlinderung und Verbesserung der Lebensqualität erreichen. Schreiten die Beschwerden fort, sollte das gesamte Spektrum der handchirurgischen Therapie in Betracht gezogen werden. Die etablierten operativen Verfahren bieten dabei eine gute Chance, die Beschwerden zu lindern und die Funktion von Fingern und Hand im Alltag zu verbessern.

Autor: Prof. Martin Jung, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Handchirurg und Orthopädischer Rheumatologe, arbeitet in der Gemeinschaftspraxis Orthopädische Chirurgie München.

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