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Impfungen: Wichtige Infos für Menschen mit Rheuma

Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen haben aufgrund ihrer Grunderkrankung und der damit verbundenen Behandlung ein verändertes Immunsystem. Deshalb ist es umso wichtiger, sich durch Impfungen zu schützen.

Basistherapien modulieren die rheumatische Entzündung

Vor allem in der Erkältungssaison steigt bei vielen Betroffenen die Sorge, anfälliger für Infektionen wie Covid-19, Grippe oder der Atemwegserkrankung mit RSV (Humanes Respiratorisches Synzytial-Virus) zu sein. Entscheidend für das Infektionsrisiko ist vor allem, wie gut die rheumatische Erkrankung kontrolliert ist.

Eine stabile Einstellung mit modernen antirheumatischen Medikamenten kann das Immunsystem ins Gleichgewicht bringen. Viele Rheumamedikamente, sogenannte krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs), unterdrücken nicht pauschal die Immunabwehr, sondern dämpfen überschießende Entzündungsreaktionen auf ein normales Maß und bringen die rheumatische Erkrankung dadurch zur Ruhe (Remission). Damit tragen sie auch dazu bei, schwere Infektionsverläufe zu verhindern. Eine Ausnahme bildet Kortison. Dieses kann bei Virusinfektionen das Risiko für einen schweren Verlauf erhöhen, da es die Aktivität wichtiger Immunzellen deutlich hemmt.

Aus diesem Grund wird empfohlen, Kortison nur so niedrig dosiert und so kurz wie nötig einzusetzen. Am besten ist es die rheumatische Erkrankung mithilfe von Kortison-freien Antirheumatika in Remission zu halten.

Ein bedeutender Schutzfaktor sind Impfungen. Sie senken nicht nur das Risiko für akute Erkrankungen, sondern auch für mögliche Spätfolgen, etwa Herz-Kreislauf-Komplikationen nach einer Infektion.

Pneumokokken-Impfung: Schutz vor Lungenentzündung

Rheumakranke Menschen sollten sich gegen Pneumokokken impfen lassen. Pneumokokken sind Bakterien und können Lungenentzündungen und andere Infektionen verursachen. Eine solche Infektion kann für Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich sein. Deshalb wird eine Impfung gegen Pneumokokken für all jene empfohlen, die immunmodulierende Medikamente einnehmen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt in diesem Fall die Pneumokokken-Impfung mit dem PCV20-Impfstoff. Auch wer schon mal gegen Pneumokokken geimpft wurde, kann die Impfung auffrischen. Das betrifft in der Regel all diejenigen, die vor 2024 nach dem alten Impfschema gegen Pneumokokken geimpft wurden.

Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird die Impfung entsprechend den aktuellen Empfehlungen durchführen.

Grippeimpfung: Jedes Jahr erneut wichtig

Viele Menschen wissen, dass eine Grippe (Influenza) unangenehm ist – mit Fieber, Husten und Gliederschmerzen. Aber die Grippe kann auch das Herz gefährden. Studien zeigen, dass das Risiko für einen Herzinfarkt in der ersten Woche nach einer Grippeinfektion etwa sechsmal so hoch ist wie normal. Besonders gefährlich sind die ersten drei Tage nach Krankheitsbeginn. Bei einigen Menschen bleibt das Risiko auch nach der akuten Phase erhöht – vor allem bei Personen mit bestehenden Vorerkrankungen wie Herzproblemen oder einem geschwächten Immunsystem.

Die gute Nachricht: Eine Grippeimpfung kann schützen. Sie senkt nicht nur das Risiko, überhaupt an Grippe zu erkranken, sondern auch die Gefahr schwerer Komplikationen wie einem Herzinfarkt. Gerade für Menschen mit chronischen Erkrankungen, ältere Personen oder Menschen mit Rheuma ist die jährliche Grippeimpfung besonders wichtig.

In einer gemeinsamen Untersuchung (Daten werden derzeit veröffentlicht) mit den Forschungspartnerinnen Gabriele Gilliam-Feld und Natalie Klüser von der Deutschen Rheuma-Liga wurde die Sicherheit und Wirksamkeit der Grippeimpfung bei 633 Rheumapatienten untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass 50 Prozent der Teilnehmenden nach der Impfung über Schmerzen an der Injektionsstelle berichteten. Dagegen hatten 41 Prozent keine Nebenwirkungen.

Nur 5,2 Prozent erlebten Schübe ihrer Erkrankung. Lediglich ein Prozent benötigte aufgrund eines Schubs eine neue Therapie. Bei 38 geimpften Patienten (8,9 Prozent) wurde eine Grippe festgestellt, wobei zehn (2,3 Prozent) sogar zweimal erkrankten. Besonders Erkrankte mit einer Spondyloarthritis hatten höhere Infektionsraten. Erfreulicherweise waren die Beschwerden überwiegend mild, kein Teilnehmender musste im Krankenhaus behandelt werden. Die Studie belegt, dass die Grippeimpfung sicher ist und in der untersuchten Gruppe keine schweren Grippefälle auftraten. Dies unterstreicht die Bedeutung der Impfung zum Schutz dieser vulnerablen Gruppe und zur Vermeidung von Komplikationen.

Impfung gegen Gürtelrose (Herpes Zoster): Totimpfstoff ab 50 Jahren

Ein weiterer wichtiger Schutz ist die Impfung gegen Gürtelrose, medizinisch Herpes Zoster genannt. Die Gürtelrose entsteht durch die Reaktivierung von Varizella-Zoster-Viren, die auch Windpocken verursachen.

Nach einer Windpockeninfektion bleiben die Viren inaktiv in den Nervenzellen des Körpers und können Jahre oder Jahrzehnte später wieder aktiv werden, oft bei Stress, geschwächtem Immunsystem oder im Alter. Heute steht ein sogenannter Totimpfstoff zur Verfügung, der auch für Menschen unter einer Rheumatherapie geeignet ist.

Die Impfung wird allen Rheumapatientinnen und -patienten ab 50 Jahren empfohlen, sofern sie Medikamente einnehmen, die das Immunsystem beeinflussen. Das gilt vor allem für die Therapie mit sogenannten Januskinase-Inhibitoren. Bei erwachsenen Patientinnen und Patienten unter 50 Jahren, die ein hohes Risiko für eine Gürtelrose haben, kann die  Kostenübernahme bei der Krankenkasse angefragt werden.

Der Impfstoff trainiert das Immunsystem und verhindert so eine Reaktivierung der Viren. Dadurch sinkt nicht nur das Risiko für eine Gürtelrose, sondern auch das Risiko für die oft lang anhaltenden Schmerzen während und nach der Gürtelrose (Post-Zoster-Neuralgie). Die Gürtelroseimpfung besteht aus zwei Impfungen, die im Abstand von zwei bis sechs Monaten erfolgen.

Die Impfung gegen Gürtelrose ist zwar sehr wirksam, aber auch reaktogen. Das bedeutet, dass häufig Reaktionen auftreten können – entweder lokale oder am ganzen Körper. Diese können sowohl nach der ersten als auch nach der zweiten Dosis auftreten und reichen von Schmerzen an der Einstichstelle, Rötung und Schwellung bis hin zu allgemeinen Symptomen wie Müdigkeit, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Fieber. Das ist wichtig zu wissen, da anderenfalls die Beschwerden fälschlicherweise als Rheumaschub eingestuft werden könnten und möglicherweise zur Steigerung der Rheumatherapie führen.

Um die Beschwerden zu lindern, können Schmerzmedikamente eingesetzt werden. In der Regel vergehen die Beschwerden nach wenigen Tagen.  

Derzeit führen wir gemeinsam mit Dr. Mirko Steinmüller aus Wetzlar und dem Koordinierungszentrum für Klinische Studien der Universität Gießen/Marburg eine Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit der Impfung gegen Gürtelrose bei erwachsenen Personen mit Schuppenflechte und Schuppenflechten- Arthritis durch. Bundesweit gibt es derzeit elf Studienzentren, weitere sind in Planung.

Erwachsene Personen mit einer Psoriasis oder Psoriasis-Arthritis können an der Studie teilnehmen und gemeinsam mit uns wichtige Erkenntnisse über die Impfung gewinnen. Neben der Impfung erfolgen regelmäßige Kontrollen, um einen Schub frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Die Teilnahme an der Studie ist noch bis Ende des Jahres 2026 möglich. Weitere Informationen gibt es hier.

Corona-Impfung: Impfung schützt auch unter Rheumatherapie

Viele Menschen hatten bereits eine oder mehrere Coronainfektionen – meist mit mildem Verlauf – und glauben daher, ausreichend geschützt zu sein. Das Coronavirus wird zunehmend als normale Erkältung wahrgenommen, obwohl es für bestimmte Risikogruppen weiterhin gefährlich sein kann – insbesondere im Hinblick auf Langzeitfolgen wie Long Covid oder Herz-Kreislauf- Erkrankungen. Das Virus kann auch das Herz und das gesamte Herz-Kreislauf-System betreffen – und das nicht nur während der akuten Erkrankung, sondern auch noch Monate später.

Rheumapatientinnen und -patienten wird gemäß STIKO empfohlen, sich jährlich mit der angepassten Covid-19-Impfung impfen zu lassen. Wer vor einer Coronainfektion vollständig geimpft ist, hat ein deutlich geringeres Risiko, an Long Covid zu erkranken. Der schützende Effekt der Impfung zeigt sich über alle Altersgruppen hinweg – und zwar unabhängig davon, mit welcher Virusvariante man sich infiziert. Auch bei den aktuell zirkulierenden Varianten schützt die Impfung zuverlässig vor schweren Spätfolgen.

RSV-Impfung – Unterschätzte Gefahr für Lunge und Herz im Alter

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) stellt grundsätzlich für Erwachsene ein ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko dar, vor allem für ältere Personen und Menschen mit chronischen Vorerkrankungen. Es verursacht bei Erwachsenen eine erhebliche Krankheitslast, vergleichbar mit oder sogar schwerer als bei anderen Virusinfektionen wie Influenza oder Covid-19.

RSV kann nicht nur die Lunge, sondern auch das Herz belasten. Etwa einer von fünf älteren Menschen, die wegen RSV ins Krankenhaus müssen, bekommt zusätzlich Herzprobleme – zum Beispiel Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche oder Brustschmerzen durch eine Durchblutungsstörung. Seit fast zwei Jahren stehen Impfungen gegen RSV zur Verfügung. Nach aktuellem Datenstand wird die RSV-Impfung einmalig verabreicht. Die RSV-Impfung wird für Personen ab 60 Jahren mit Grunderkrankungen empfohlen, zu denen auch entzündlich-rheumatische Erkrankungen zählen.

Weitere Impfungen, die Betroffene kennen sollten

Daneben sollten auch weitere Impfungen im Blick behalten werden – etwa gegen Hepatitis B, HPV (Humane Papillomviren) und Tetanus. Diese sogenannten Totimpfstoffe sind in aller Regel auch unter einer Rheumatherapie unbedenklich.

Anders verhält es sich mit sogenannten Lebendimpfstoffen, etwa gegen Masern oder Gelbfieber. Diese sollten unter den meisten Rheumatherapien nicht eingesetzt werden. Falls Lebendimpfstoffe notwendig sein sollten, sollte dies zunächst mit dem/der behandelnden Rheumatologen/Rheumatologin besprochen werden.

Der richtige Zeitpunkt für Impfungen

Grundsätzlich gilt: Impfungen wirken am besten, wenn sie in Zeiten stabiler Krankheitsaktivität erfolgen – also dann, wenn die Rheumaerkrankung gerade nicht aktiv ist (Remission).

Gemeinsam entscheiden – gemeinsam schützen

Es besteht keine Impfpflicht, sondern ein Impfangebot. Letztlich ist es wichtig, gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin zu entscheiden, welche Impfungen jeweils sinnvoll sind. Die Empfehlungen können sich je nach Alter, Vorerkrankungen und Therapie unterscheiden. Eine gute Absprache sorgt dafür, dass Sie bestmöglich informiert und geschützt werden – mit einem Impfplan, der zu Ihnen passt. Impfungen sind ein einfacher, aber wirkungsvoller Weg, um Ihre Gesundheit zu schützen. Sie helfen dabei, das Risiko schwerer Infektionen deutlich zu verringern – gerade für Menschen mit Rheuma. Sprechen Sie beim nächsten Arztbesuch über Ihren Impfstatus – es lohnt sich!

Autorin: PD DR. Rebecca Hasseli-Fräbel. Die Rheumatologin und Osteologin hat die Stellvertretende Leitung der Sektion Rheumatologie und Klinische Immunologie am Universitätsklinikum Münster inne.

Dieser Text erschien zuerst in der Mitgliederzeitschrift "mobil", Ausgabe 5-2025. Sechs Mal im Jahr erhalten Mitglieder der Deutschen Rheuma-Liga die Zeitschrift direkt nach Hause (jetzt Mitglied werden).

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