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Rheumaforschung: Detektivarbeit im Zahlendschungel

Bunt gemischte Zahlenwürfel mit Ziffern in verschiedenen Farben und Größen, verstreut auf einem grünen Hintergrund.

Wer bekommt welche Medikamente? Wo kann man die Versorgung verbessern? Mit solchen Fragen beschäftigt sich Dr. Johanna Callhoff am DRFZ.

 

Frau Dr. Callhoff, Sie haben erst Mathematik, dann Medizinische Biometrie studiert. Was hat Sie daran gereizt?

Am Studiengang Medizinische Biometrie/ Biostatistik hat mich gereizt, dass es sehr angewandt war – viel Statistik, aber auch Medizinvorlesungen, damit wir uns später gut mit Ärztinnen und Ärzten verständigen können. Dieser Praxisbezug hat mir sehr gut gefallen.

Wie sind Sie zum Rheumaforschungszentrum gekommen?

Das war Zufall. Als ich auf Jobsuche war, hatte das DRFZ gerade eine entsprechende Stelle offen. Dort bin ich geblieben – die Atmosphäre am DRFZ im Bereich Epidemiologie ist einfach toll. Die Rheumaforschungs-Community ist im Vergleich zu anderen Erkrankungen relativ klein, man unterstützt sich gegenseitig – und dank der neuen Medikamente, die in den letzten Jahrzehnten dazugekommen sind, ist es ein sehr spannendes Forschungsfeld.

Worin besteht Ihre Aufgabe?

In der Kerndokumentation machen über 12.000 Betroffene mit einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung und ihre behandelnden Ärztinnen und Ärzte jährlich Angaben zu ihrer Medikation und zu ihrer Gesundheit. Daraus können wir bestimmte Daten erheben und Entwicklungen ablesen. Meine Aufgabe ist es, herauszufinden, ob es sich bei solchen Daten um zufällige Unterschiede handelt oder ob es tatsächlich einen richtigen, nachweisbaren und belastbaren Unterschied gibt.

Sehen Sie auch betroffene Patientinnen und Patienten, oder arbeiten Sie „nur“ mit den Daten?

Bei fast all unseren Projekten sind Forschungspartnerinnen und Forschungspartner dabei, die uns helfen, die Patientensicht für unsere Fragestellungen mit einzubeziehen. Das ist sehr wichtig für uns und hat uns schon so manches Mal die Augen geöffnet.

Was fasziniert Sie an der Epidemiologie?

Wir können viele verschiedene Fragestellungen untersuchen, das finde ich sehr spannend. Dabei müssen wir oft ganz genau hinschauen. Ein Beispiel: Laut Daten der Kerndokumentation geht es vielen Betroffenen, die ein Biologikum bekommen, schlechter als denen mit einer konventionellen Basistherapie wie Methotrexat (MTX). Auf den ersten Blick ist das merkwürdig. Wir haben uns deshalb angeschaut, wie es den Betroffenen ging, bevor sie das Biologikum verordnet bekommen haben. Fazit: Es ging ihnen schon vor dem Biologikum schlechter als der anderen Patientengruppe. Diese knifflige Detektivarbeit ist das, was mir total Spaß macht.

Können Sie einige wichtige Erkenntnisse aus Ihrer Arbeit nennen?

Wir haben beispielsweise nachgeschaut, wie häufig Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen erwerbstätig sind. Dabei mussten wir feststellen, dass die Quote zwar gestiegen ist, aber immer noch unter dem Durchschnitt der Normalbevölkerung liegt. Ein zweites Beispiel: Trotz besserer Therapieoptionen hat sich bei der Verbreitung von Fatigue als Begleitsymptom einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung in den vergangenen 15 Jahren nicht viel geändert.

Das Problem dabei ist, dass nicht alle Bewertungsmaßstäbe für die Krankheitsaktivität auch nach Müdigkeit fragen. Unter Umständen sind Betroffene also in Remission, leiden aber trotzdem stark unter Fatigue. Ein drittes Beispiel stammt aus Abrechnungsdaten einer Krankenkasse.

Wir haben uns angeschaut, wie viele Betroffene mit einer entzündlich-rheumatischen
Erkrankung tatsächlich rheumatologisch betreut werden und wie viele beim Hausarzt sind. Zusätzlich haben wir die Betroffenen nach ihrer Krankheitslast befragt. Dabei haben wir herausgefunden, dass beide Patientengruppen – hausärztlich und rheumatologisch Betreute – eine gleich hohe Krankheitslast haben. Viele Betroffene, die bislang nur in der hausärztlichen Versorgung sind, würden sicherlich von einer fachärztlichen Versorgung profitieren.

Solche Ergebnisse liefern uns wichtige Hinweise darauf, wo genauere Analysen nötig sind oder wo man die Versorgung verbessern kann. Eine gute Nachricht habe ich aber: Laut aktuellen Zahlen kommen 54 Prozent aller Lupusbetroffenen heutzutage ohne Glukokortikoide aus.

Haben Sie ein konkretes Ziel oder eine konkrete Fragestellung, die Sie als Nächstes bearbeiten wollen?

Wir sind im Januar mit einem Projekt aus dem Innovations-Fonds gestartet. Darin schauen wir nach typischen Gesundheitsproblemen, die nach der Einnahme von Glukokortikoiden oder nichtsteroidalen Antirheumatika auftreten. Ein weiteres Projekt zielt darauf ab, herauszufinden, wie häufig in der Rheumatologie Medikamente zum Einsatz kommen, die ungünstige Wechselwirkungen haben können. Ein Beispiel dafür ist die Kombination des Schmerzmittels Metamizol mit MTX, die Agranulozytose auslösen kann, also eine starke Abnahme bestimmter weißer Blutkörperchen.

Was treibt Sie an?

Das Ziel unserer Arbeit ist es, die Versorgung von Rheumapatientinnen und -patienten zu verbessern, indem wir auf Versorgungslücken hinweisen. Dazu liefern wir kleine Bausteine.

Haben Sie Hobbys? Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Ich geh gern wandern. In Brandenburg gibt es viele Wälder – und viele Seen, das ist vor allem im Sommer sehr attraktiv.

Dieser Text erschien zuerst in der Mitgliederzeitschrift "mobil", Ausgabe 2-2025. Sechs Mal im Jahr erhalten Mitglieder der Deutschen Rheuma-Liga die Zeitschrift direkt nach Hause (jetzt Mitglied werden).

Die Deutsche Rheuma-Liga unterstützt Forschungsprojekte, die zur Verbesserung der Situation von Menschen mit rheumatischen Erkrankungen beitragen, mit Aufrufen. Die Aufrufe finden Sie bei uns gesammelt auf einer Webseite.

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