Während der Coronavirus-Pandemie muss das Leben in vielen Bereichen eingeschränkt werden. Das Robert Koch-Institut bewertet die Gefahr für die Bevölkerung in Deutschland derzeit als sehr hoch. Viele Menschen, insbesondere Betroffene, die an einer entzündlich-rheumatischen Krankheit leiden, haben Angst, sich anzustecken und einen schweren Verlauf bei einer Erkrankung zu haben.
Die Deutsche Rheuma-Liga lässt Betroffene mit ihren Fragen nicht allein und beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema "Coronavirus und Rheuma".
Wer ist besonders gefährdet für einen schweren Verlauf?
- Das Risiko für einen schweren Verlauf steigt für Menschen ab einem Alter von 50 bis 60 Jahren stetig an.
- Personen mit bestimmten Vorerkrankungen, vor allem bei chronischen Erkrankungen des Herzens, der Lunge, der Niere, bei chronischen Lebererkrankungen, Diabetes, starkem Übergewicht, Trisomie 21 und Krebs: Bei Zusammentreffen von Grunderkrankungen und höherem Alter erhöht sich das Risiko weiter. Einige dieser Vorerkrankungen treten bei Rheumapatienten häufiger auf als im Bevölkerungsdurchschnitt. Sie dürfen daher nicht außer Acht gelassen werden.
- Männer erkranken jedoch häufiger schwer und sterben laut einer Übersichtsarbeit doppelt so häufig wie Frauen.
- Raucherinnen und Raucher
- Die Erkenntnis, inwieweit Rheumapatienten ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 haben, hat sich seit Beginn der Pandemie leicht gewandelt und kann noch nicht abschließend beantwortet werden.
- Auf Basis allgemeiner Erfahrungen mit Infektionskrankheiten hat das Robert-Koch-Institut (RKI) seit Beginn der Pandemie darauf hingewiesen, dass Patienten mit geschwächtem Immunsystem (zum Beispiel durch Einnahme von Medikamenten, die die Immunabwehr schwächen, wie Kortison) generell erst einmal einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe unterliegen. Zu dieser Gruppe zählen grundsätzlich auch Rheumapatienten, wenn sie mit Immunsuppressiva behandelt werden. Im Dezember 2020 hat das RKI aber eine gezielte Auswertung aktueller Studien zu COVID-19 vorgelegt und kommt zu dem Schluss, dass insgesamt das Risiko für einen schweren Verlauf für Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen (ohne weitere Vorerkrankungen) nur moderat erhöht zu sein scheint. Das bedeutet, dass für jüngere Menschen (< 60 Jahre) die Wahrscheinlichkeit aufgrund einer COVID-19-Erkrankung einen schweren Verlauf zu haben, auch bei Vorliegen von Grunderkrankungen, gering ist und deutlich niedriger ist als bei älteren Menschen.
- Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie weist darauf hin, dass die bisherigen Erkenntnisse aus Studien zu COVID-19 nahelegen, dass der Verlauf der COVID-19-Erkrankung bei Rheuma-Patienten in der Regel nicht schwerer zu sein scheint als bei der Allgemeinbevölkerung. Nur, wenn die Patienten Glukokortikoide („Kortison“) in einer Dosis von 10 Milligramm und mehr pro Tag einnehmen oder wenn die Erkrankung gerade besonders aktiv ist (u.a. weiter geschwollene Gelenke, erhöhte Entzündungszeichen im Blut), scheint das Corona-Risiko erhöht zu sein. Aufgrund der kurzen Beobachtungszeit dieser neuen Viruserkrankung sind die bisher verfügbaren Daten aber noch nicht so belastbar, wie es sonst bei Behandlungsempfehlungen üblich ist (Stand August 2020).
- Weitere Informationen zu den Risikogruppen finden Sie im Steckbrief zur Coronavirus-Krankheit auf der Internetseite des Robert-Koch-Institus.
Welchen Stellenwert hat die Therapie entzündlicher Rheumaerkrankungen?
- Bei Zeichen einer Infektion sollten Menschen mit erhöhtem Risiko frühzeitig telefonisch mit dem Hausarzt Kontakt aufnehmen, nicht direkt in die Praxis gehen. Sollte eine Infektion bei Betroffenen mit entzündlichen rheumatischen Erkrankungen festgestellt werden, nehmen Sie telefonisch Kontakt mit dem Rheumatologen auf, um zu besprechen, wie die Therapie verändert werden muss, etwa wenn eine Corona-Infektion mit absehbar schwerem Verlauf vorliegt.
- Immunsuppressiva (zum Beispiel Kortison, Methotrexat, Biologika, JAK-Inhibitoren) sollten keinesfalls ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt abgesetzt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie warnt ausdrücklich vor dem eigenmächtigen Absetzen der Therapie. Eine aktive, unbehandelte entzündliche Rheumaerkrankung ist in der Regel gefährlicher für eine Ansteckung mit einer Viruserkrankung als ein mit immunsuppressiven Medikamenten gut eingestelltes entzündliches Rheuma. Würde nach dem Absetzen ein Schub erfolgen, könnte sogar eine Erhöhung der immunsuppressiven Therapie und insbesondere der Kortisondosis nötig werden, was das Immunsystem ungünstig beeinflusst.
- Rheumapatienten, die über längere Zeit (zum Beispiel mehr als einen Monat) Kortison einnehmen, verlieren die Fähigkeit, auf eine Stress-Situation wie eine Infektion mit dem Coronavirus ausreichend zu antworten. Dies gilt insbesondere, wenn Fieber, eines der wichtigsten Symptome der Corona-Infektion, auftritt. Die Nebennierenrinde ist durch die lange Kortison-Therapie ruhiggestellt. Sie kann nicht ausreichend durch Produktion von Kortisol reagieren. Diese Patienten brauchen dringend den Rat ihres Rheumatologen oder den Rat eines Endokrinologen (Hormonspezialist). Auf keinen Fall darf das Kortison ohne Rücksprache abgesetzt werden!