„Keine noch so durchdachte Ernährungsweise kann die medikamentöse oder orthopädische Behandlung rheumatischer Erkrankungen ersetzen“, betont Prof. Gernot Keyßer, Leiter des Arbeitsbereichs Rheumatologie am Universitätsklinikum Halle /Saale, gleich zu Beginn. Keyßer ist Autor und fachlicher Experte der Broschüre „Ernährung bei Rheuma“ der Deutschen Rheuma-Liga.
Der beliebte Ratgeber ist jetzt in einer Neuauflage erschienen. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Rentenversicherung Bund.
Rund 17 Millionen Menschen leben in Deutschland mit einer rheumatischen Erkrankung. Die Therapie der mehr als 100 rheumatischen Erkrankungen besteht dabei aus mehreren Bausteinen: medikamentöse Therapie, Physio- und Ergotherapie, Funktionstraining. Ernährung, Rehabilitation und Sport können das Behandlungskonzept ergänzen.
Grenzen der Ernährungsumstellung
Eine Umstellung der Ernährung kann bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen die Wirkung von Medikamenten und Operationen prinzipiell unterstützen. „Richtig angewendet, können das Lebensgefühl verbessert, Gelenkschmerzen gelindert und der Verbrauch von Schmerzmedikamenten reduziert werden“, erklärt der Rheumatologe, „außerdem sind viele Ernährungsformen, die bei rheumatischen Erkrankungen empfohlen werden, auch für die Vermeidung anderer Gesundheitsgefahren wichtig. Dazu gehören vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“
Und was ist nun ratsam für Menschen mit rheumatischen Erkrankungen? Die Einhaltung einer „mediterranen Diät“, die der Küche des Mittelmeerraumes entlehnt ist, linderte in einer wissenschaftlichen Studie die Schmerzen von Rheumabetroffenen.
- Hoher Anteil von Früchten und Gemüse
- Milchprodukte mit hohem Fettanteil werden durch Joghurt und mageren Käse ersetzt
- Viel Fisch, muss aber nicht: Die entzündungshemmenden Wirkungen von Ölen aus fetten Seefischen wie Makrelen oder Hering können auch durch pflanzliche Öle erreicht werden.
- Wenig Fleisch: Einmal pro Woche Rind oder Schweinefleisch ist das Maximum
Ausführliche Informationen zur Ernährung finden sich in der Broschüre, die über den Publikationsshop heruntergeladen und bei den Landesverbänden bestellt werden kann. Der Ratgeber geht dabei auch explizit auf die Krankheitsbilder Osteoporose und Gicht ein, bei denen es einige Besonderheiten zu beachten gibt.
Patientinnen und Patienten, die neu erkranken, fragen sich oft: Habe ich durch falsche Ernährung selbst zur Entstehung der Erkrankung beigetragen? Dieser Zusammenhang lässt für den einzelnen Betroffenen eine derartige Schlussfolgerung nicht zu – Schuldgefühle sind daher fehl am Platz. „Stärker als der Einfluss der Ernährung ist der des Rauchens: Die rheumatoide Arthritis tritt bei Raucherinnen und Rauchern messbar häufiger auf und verläuft schwerer als bei Nichtrauchern“, erklärt Prof. Keyßer.
„Entscheidender Beitrag zur Unterstützung“
Einer, der sich jeden Tag mit dem Thema Ernährung auseinandersetzt, ist Tim Feldner. Seit vergangenem Jahr engagiert sich der Vegan-Experte und Moderator als Botschafter für die Deutsche Rheuma-Liga.
Für die Broschüre „Ernährung bei Rheuma“ steuerte er ein Rezept für ein Kürbus-Curry bei. „In meiner Arbeit erlebe ich jeden Tag, wie viel Einfluss eine gezielte pflanzenbasierte Ernährung auf Entzündungsprozesse und Wohlbefinden haben kann. Die Ernährung ersetzt keine Therapie - da brauchen wir nicht drüber sprechen, aber sie kann ein entscheidender Beitrag zur Unterstützung und Linderung sein“, ist Feldner überzeugt.

