Herr Bunger, Sie arbeiten hauptsächlich mit Rheumabetroffenen. Wie können Sie und Ihre Kollegen dazu beitragen, Schmerzen zu lindern?
Ganz wichtig: keine Angst vor Bewegung! Betroffene müssen wissen: Bewegung ist das Mittel, das sie aus den Schmerzen rausholt! Wir brauchen den mündigen Patienten, der viel über seine Erkrankung weiß und erkennt, was er seinem Körper zumuten kann und was nicht.
Manche Betroffenen wollen sich am liebsten nur auf die Liege legen und der Therapeut macht dann schon – und die Schmerzen verschwinden. Aber selbst aktiv zu werden, ist der nachhaltigere Weg, der langfristig zu mehr Beweglichkeit, weniger Schmerzen und einer höheren Lebensqualität führt.
Welche Rolle kann die Physiotherapie dabei spielen, Betroffene zur Bewegung zu motivieren?
Das hängt ganz stark vom Patienten und seiner Bereitschaft ab, sich durch Bewegung selbst zu helfen. Wir können ihm in der Therapie viele gute Ideen und Übungen an die Hand geben, um auf die Krankheit einzuwirken. Die Umsetzung liegt bei jedem selbst. Das Problem ist oft der innere Schweinehund.
Ich rate deshalb meinen Patienten oft dazu, Sportarten zu ergreifen die ich für sinnvoll halte, oder empfehle das Funktionstraining der Rheuma-Liga. In der Gruppe ist es viel leichter, sich zu motivieren. Das Wichtigste ist, dass die Betroffenen nicht aufgeben, wenn der erste Trainer oder Therapeut nicht der Richtige ist. Sie brauchen niemanden, der sie immer weiter antreibt, sondern jemanden, der ihnen zeigt, wie man trotz der Krankheit gut trainieren kann, wann man sich lieber zurückhält und eine leichtere Variante wählt und wann man wie weit in den Schmerz gehen kann. Die Betroffenen müssen lernen, mit dem Trainer zu kommunizieren, und sich Hilfe holen – genau dafür sind wir da.