Schweren Herzens musste Julia Jacobi ihren Beruf als Rettungsassistentin aufgeben, als sie die Diagnose rheumatoide Arthritis und Fibromyalgie erhielt. Aus dieser Situation heraus wieder Mut zu fassen und eine neue Arbeitsstelle zu suchen, war für die heute 34-Jährige eine große Herausforderung. Ihren neuen Arbeitgeber, die Mediclin Kliniken Bad Wildungen, beeindruckte sie unter anderem mit dem offenen Umgang mit ihrer Erkrankung. Um dort als Kodierkraft arbeiten zu können, ist es für die Klinik selbstverständlich, Julia Jacobi eine ergonomische Ausstattung und technische Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen.
Für den Umgang mit ihrer Erkrankung am Arbeitsplatz sind Julia Jacobi und ihr Mediclin Kliniken Bad Wildungen ebenso wie Mona Heyen und ihr Arbeitgeber, die Kerckhoff Klinik in Bad Nauheim, sowie die selbstständige Übersetzerin Carolina Iazzetta Alves jetzt mit dem RheumaPreis ausgezeichnet worden. Bereits zum zwölften Mal hat die Initiative RheumaPreis, zu der auch die Deutsche Rheuma-Liga gehört, die Auszeichnung vergeben.
Vertrauen und Offenheit
„Zu einem funktionierenden Arbeitsverhältnis gehören immer mindestens zwei: Ein motivierter Arbeitnehmer und ein Arbeitgeber, der auf spezielle Bedürfnisse Rücksicht nimmt und dem daran gelegen ist, die Arbeitsfähigkeit seiner Mitarbeiter und ihre Begeisterung für die Arbeit zu erhalten“, sagt Marion Rink, Vizepräsidentin der Deutschen Rheuma-Liga, die Mitglied der RheumaPreis-Jury ist: „Die Preisträgerinnen beweisen, dass man mit Vertrauen und Offenheit manche Hürde nehmen kann.“
Das Vertrauen schätzt auch Mona Heyen an ihrem Arbeitgeber, der Kerckhoff Klinik. „Dabei kann ich jederzeit auf die volle Unterstützung meiner Vorgesetzten und Kollegen zählen“, erzählt die Bilanzbuchhalterin. Vor fünf Jahren erkrankte sie an rheumatoider Arthritis und Psoriasis-Arthritis. An ihrer Arbeitsstelle, einem Rheumazentrum, war sie da direkt am richtigen Ort. So erhielt sie früh die Diagnose und konnte mit der Therapie beginnen, bevor die Gelenke stark geschädigt waren.
Dass sie ihre verantwortungsvolle Position weiterhin in Vollzeit ausüben kann – dazu trägt auch eine angepasste Ausstattung ihres Arbeitsplatzes mit höhenverstellbarem Schreibtisch, einem speziellen Bürostuhl und einer flexiblen Stehhilfe bei. Ihre positiven Erfahrungen im Beruf und in der Freizeit gibt Heyen gerne an andere Rheumabetroffene weiter, deshalb ist sie seit 2016 auch als ehrenamtliche Trainerin bei in der Rheuma-Liga Hessen tätig.
„Das Arbeiten hat mir Kraft gegeben“
Ebenso wie Julia Jacobi musste sich auch Carolina Iazzetta Alves nach ihrer Diagnose im Jahr 2018 beruflich neu orientieren. Der systemische Lupus erythematodes ging bei ihr mit Haarausfall, übermäßiger Licht- und Geräuschempfindlichkeit, starken Gelenkschmerzen und einer Entzündung der Nieren einher. Dazu kommt eine chronische Fatigue, also ein anhaltender Zustand von Erschöpfung und Müdigkeit.
Mit Ende zwanzig musste sie ihren Wunsch, neben ihrer Übersetzertätigkeit auch Yoga zu unterrichten, aufgeben. Vom Krankenbett in der Klinik baute sie deshalb ihre Selbstständigkeit als Übersetzerin weiter aus. „Das Arbeiten hat mir Kraft gegeben und das Gefühl, wieder etwas Kontrolle über mein Leben zu haben“, erzählt sie. Die Selbstständigkeit gibt ihr die Möglichkeit, flexibel mit Krankheitsschüben umzugehen – dennoch klärt sie ihre Kunden bereits auf ihrer Website über ihre Erkrankung und mögliche Verzögerungen auf: „Das nimmt den Druck und ich erlebe viel Verständnis und Unterstützung.“
Doch auch ihre technische Ausstattung ist wegen ihrer rheumatischen Erkrankung angepasst: Für die 30-Jährige sind ihre Geräuschempfindlichkeit und damit auch Gespräche am Telefon eine große Belastung. Sie kommuniziert daher vor allem per E-Mail und über soziale Netzwerke. Noise-Cancelling-Kopfhörer schirmen Außengeräusche ab und verbessern ihre Konzentrationsfähigkeit. Um ihre wandernden Muskel- und Gelenkschmerzen zu lindern und für regelmäßige Bewegung zu sorgen, nutzt die 30-Jährige eine auf dem Boden liegende Akupunkturmatte. Mit ihrer Geschichte möchte Carolina Iazzetta anderen Betroffenen Mut machen.
Mehr über die Preisträgerinnen
„Wir freuen uns als Partner der Initiative RheumaPreis, in diesem Jahr mit Mona Heyen, Julia Jacobi und Carolina Iazzetta Alves wieder drei beeindruckende Persönlichkeiten auszeichnen zu können. Leider ist eine persönliche Preisverleihung aufgrund der Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr nicht möglich“, sagt Marion Rink. „Aber die Feier wird im kommenden Jahr nachgeholt“, fügt sie hinzu.