Manchmal nimmt Muna Strobl ihre Arbeit mit in den Wald: Sie ist Psychotherapeutin an der Mutter-und-Kind-Vorsorge- und Rehaklinik Haus Daheim in Bad Harzburg und nutzt gern Spaziergänge für ihre Einzelgespräche. Von dem Ortswechsel profitieren aber nicht nur die Frauen, sondern auch Muna Strobl selbst: Denn die 49-Jährige hat Morbus Bechterew.
Dass sie ihre Tätigkeit also nicht immer im Sitzen ausführen muss, tut ihr gut. „Dieser kreative Lösungsansatz stammt von meiner Vorgesetzten, Antje Krause“, erzählt Muna Strobl.
Für das Engagement für die berufliche Teilhabe sind Muna Strobl und ihr Arbeitgeber ebenso wie zwei weitere Arbeitnehmende – und gebende mit dem RheumaPreis unter dem Motto „Rheuma Arbeit geben“ ausgezeichnet worden. Unterstützt wird die Initiative von der Deutschen Rheuma-Liga.
„Wir möchten Rheumabetroffene ermutigen, berufliche Herausforderungen anzunehmen. Die Preisträgerinnen und viele weitere chronisch kranke Arbeitnehmende beweisen, dass der Verbleib im Berufsleben möglich ist, wenn Arbeitgebende und -nehmende an einem Strang ziehen“, sagt Marion Rink, Vizepräsidentin des Selbsthilfeverbandes und RheumaPreis-Jurymitglied.
Muna Strobl ist offen mit ihrer Erkrankung umgegangen: Konstruktive Gespräche haben dazu geführt, dass ihre Arbeit angepasst wurde, zum Beispiel mit einer zeitlichen Obergrenze und weniger Überstunden. „Dadurch wurde mir Druck genommen und das führte sogar dazu, dass ich weniger krankheitsbedingte Ausfälle zu verzeichnen hatte“, sagt die Mutter von zwei Kindern.
Flexible Arbeitszeiten und zwei höhenverstellbare Schreibtische
Viele Arbeitnehmende mit Rheuma sorgen sich wegen krankheitsbedingter Ausfälle. Unbegründet waren die Sorgen von Annika Reindl, die gerade erst als Product Owner bei der M-net Telekommunikations GmbH angefangen hatte, als sie wegen eines Bechterew-Schubs ausfiel. „Zusätzlich zu den starken Schmerzen im Hüft- und Rückenbereich stresste ich mich zusätzlich mit diesen Ängsten“, berichtet sie. Doch der positive Umgang des Unternehmens habe ihr Vertrauen gestärkt. Im Homeoffice während der Pandemie kommen Annika Reindl die flexibleren Arbeitszeiten entgegen. „Durch die weggefallenen Fahrzeiten von teilweise über einer Stunde zum Arbeitsplatz, konnte ich in der Früh und abends noch mehr für meine Bewegung tun, zum Beispiel die Teilnahme am Funktionstraining oder das Training für Bogenschießen“, sagt sie.
Anderen Rheumabetroffenen Mut machen
Eine feste Struktur ist das, was Anna-Lena Beckmann in ihrem Job als Sozialpädagogin in Ausbildung in der familienanalogen Kleinkindwohngruppe Die kleinen Siedler in Prötzel, Brandenburg, hilft. Die 26-Jährige hat rheumatoide Arthritis und hat gemeinsam mit ihrer Chefin vereinbart, dass sie nur Tagesdienste übernimmt, obwohl sie die Idee am Anfang nicht so gut fand, wie sie gesteht. „Dadurch ist es mir aber auch möglich, meine Fähigkeiten und Talente besser einzusetzen“, sagt sie, „wenn ich starke Schmerzen habe, kann ich mich für ein paar Minuten rausnehmen.“ Sie ist sich sicher, dass die feste Struktur ihr helfen wird, ihren Traumberuf weiter ausüben zu können. Unterstützung bekommt sie dafür auch durch ihre Kolleginnen.
Eines haben alle drei Preisträgerinnen gemeinsam: Sie wollen anderen Betroffenen mit ihrer Offenheit Mut machen, im Beruf zu bleiben.