Ein besonderes Highlight in der Austauschplattform „Team Rheuma“: Während einer Expertenwoche haben orthopädische und internistische Rheumatologen sowie Orthopäden online Fragen von Betroffenen rund um das Thema „Arthrose“ beantwortet.
Die Expertenwoche war Teil der Kampagne „We like to move it – für mehr Bewegung bei Arthrose“, die durch das Bundesministerium für Gesundheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert wird.
Austauschen, vernetzen, chatten: Profitieren Sie von der großen Rheuma-Community in unserer digitalen Austauschplattform "Team Rheuma".
Wir haben wichtige Informationen aus der Expertenwoche zu Arthrose für Sie zusammengestellt.
- Prof. Stefan Rehart informiert zum Thema „Entzündung der Gelenkschleimhaut (Synovialis)“:
„Jede Synovialitis schädigt alle Gelenk-Strukturen und beschleunigt eine Destruktion. Deshalb muss Ihnen die Dämpfung der Entzündung lokal und systemisch-ganzheitlich sehr wichtig sein, unabhängig vom DAS-Score.
Vorschlag: Antientzündliche Medikation optimieren (internistische Rheumatologie) und Gelenkergüsse konsequent behandeln (orthop. Rheumatologe, Orthopäde) mit allen Methoden der konservativen Therapie und bei Persistenz des Ergusses: Punktion mit Cortison, ggf. Spiegelung mit nachfolgender Radiosynoviorthese, zuallerletzt endoprothetische Versorgung.“
- Dr. Haas nimmt Stellung zur Frage, was bei Kniearthrose und dauerhaften Schmerzen hilft, wenn schon eine Arthroskopie durchgeführt und der Meniskus geglättet wurde.
„Wichtig wäre es, zunächst festzustellen, wie ausgeprägt der Schaden ist und was hauptverantwortlich für die Beschwerden ist. Dies erfolgt in der Regel durch eine gründliche Untersuchung bei einem spezialisierten Arzt/Ärztin. Danach richtet sich die Auswahl der geeigneten Therapie, für die verschiedene Mittel (von der Übungsbehandlung über Medikamente bis hin zum Gelenkersatz) zur Verfügung stehen. Die Festlegung auf die Therapie ist ein sehr individueller Prozess und hängt von zahlreichen Faktoren ab. Das direkte Gespräch bzw. die Untersuchung können dabei nicht ersetzt werden.“
- Prof. Stefan Rehart äußert sich zur Frage, ob regelmäßige Besuche in der Kältekammer bei Arthrose und Osteoporose ratsam sind:
„Aus meiner Sicht gibt es bei den angegebenen Erkrankungen keinen Grund, die Kältekammer nicht gelegentlich zu nutzen. Nach meinem Kenntnisstand kann sie besonders in aktivierten Stadien hilfreich sein, ist aber kein primäres Therapie-Werkzeug für die Arthrose. Ich rate Ihnen, alle Möglichkeiten der konservativen Behandlung der Arthrose einzusetzen, ohne den Einsatz erheblicher finanzieller Eigenmittel (Kooperation mit einem seriösen Orthopäden) und möglichst von intraartikulären Infiltrationen Abstand zu nehmen, wenn diese nicht dezidiert einen massiven Erguss adressieren... Grundsätzlich sinnvoll an den Gelenken sind (auch abhängig vom Destruktionsstadium): Sport / Gewichtsoptimierung / Krankengymnastik / gesunde Ernährung / Röntgenreizbestrahlung / Stromtherapie / ggf. Gehstock / Pufferabsätze / NSAR bei Bedarf / Salben + "alte" Hausmittel (Wickel, essigsaure Tonerde, etc.) / Kühlung / Bandagen - Knie u. a.“.
- Dr. Christoph Biehl und Prof. Stefan Rehart antworten auf die Frage, ob eine Radiosynoviorthese (RSO) bei starker Rhizarthrose angezeigt ist:
„Offiziell ist die RSO bei Rhizarthrose als Therapie ein sog. off-label-use und fällt nicht unter die Indikationen gemäß der aktuellen deutschen Zulassung / BfArM. Alternativ verschreiben wir einen Rhizo-Ring oder eine Daumensattelgelenksbandage zur Linderung bei Beschwerden. Kortison intraartikulär erhöht die Gefahr eines Infekts, hilft nur sehr beschränkt.“
(Dr. Christoph Biehl)
„Eine RSO (am Daumensattel mit Erbium) stellt keine Schmerztherapie dar, sondern verödet die entzündete Gelenkschleimhaut - und unterbindet damit die Aktivierung. Deshalb ist eine solche nur ein letzter Ausweg. Bitte quälen Sie sich aber insgesamt nicht ungebührlich lange, eine operative Intervention (Entfernung des großen Vieleckbeins = Trapezium) mit einer Sehnenaufhängeplastik ist hierbei eine der sog. "winner-Operationen", die in einer sehr hohen Zahl der Fälle zu einer andauernden Schmerzbefreiung führt und meist nur wenig Kraftverlust ergibt.“
(Prof. Dr. Stefan Rehart)
- Prof. Stefan Rehart beantwortet die Frage, was bei Arthrose in den Daumensattelgelenken mit starken Schmerzen hilfreich sein kann, nachdem eine Röntgenreizbestrahlung keine Verbesserung gebracht habe.
„Die entzündliche Destruktion der Daumensattelgelenke kann in den frühen Stadien konservativ behandelt werden mit: Entlastung von beanspruchenden Tätigkeiten (keine Last > 1 kg), nächtlichen Salbenverbänden, Krankengymnastik und Ergotherapie (Hilfsmittelberatung, Gelenkschutz), NSAR, Cortison-Infiltrationen bei Erguss, Orthese / Schiene bei Daumennutzung, Iontophorese, diadynamischem Strom. Zuletzt ist eine operative "Trapeziumresektion" mit einer Sehnenaufhängeplastik eine extrem erfolgreiche OP, bei fortgeschrittenem Röntgenbefund - also sich nicht unnötig lange quälen.“
- Prof. Schewe erläutert den Unterschied von Symptomen bei Arthrose und Arthritis:
„Polyarthrose ist eine Erkrankung des höheren Alters, vor allem dadurch charakterisiert, dass vor allem nach längeren Ruhephasen die erneute Bewegung schmerzhaft ist, aber nach wenigen Minuten Bewegung sich verbessern lässt, in Wärme sind die Beschwerden deutlich weniger. Im Gegensatz dazu sind entzündlich Rheumaerkrankungen durch eine Steifigkeit vor allem am Morgen charakterisiert, die erst langsam nach mehr als 30 Minuten, meist noch länger, durch Bewegung sich langsam verbessert. Nachts haben die Arthrose-Patientinnen weniger Schmerzen, die Ruhe und Wärme im Bett bessert sie.
Unter Belastung der Gelenke bei längerer Bewegung verstärken sich die Beschwerden, da unterscheiden sich Arthrose und Arthritis nicht. Besteht eine deutliche, lang dauernde Morgensteifigkeit, bestehen schmerzhafte, eindrückbare Schwellungen der betroffenen Gelenke, ist z.B. eine Schuppenflechte oder entzündliches Rheuma in Ihrer Familie bekannt, sollte man eine Abklärung dieser Erkrankungen versuchen (dazu gehören Laborwerte, aber vor allem die Untersuchung der betroffenen Gelenke, ggf. auch Bildgebung mit Röntgen oder Kernspintomographie).“
- Prof. Rehart äußert sich zu Behandlungsmöglichkeiten gegen den Schmerz bei einer Betroffenen (Grunderkrankung PsA) mit Arthrose im Grundgelenk des rechten Großzehs:
„Bei einer (zunehmenden) Destruktion des Großzehengrundgelenkes kommt es u. A. auf das röntgenologische Stadium an. Initial würde man die Entzündung adressieren mit: Nächtlichen Salbenverbänden, Kühlung, Vermeiden von Lauf- u. Sprungsport, relative Schonung, NSAR, Röntgenreizbestrahlung, diadynamischem Strom und einer "Hallux-rigidus-Feder" (einer Zurichtung am Schuh, damit der der Abrollvorgang besser funktioniert).
Massive Schwellungen und Ergüsse können von einer Cortison-Infiltration profitieren. Zuletzt bleiben unterschiedliche operative Verfahren, wie eine endoprothetische Versorgung oder einer Versteifung. Ich empfehle die Kontaktaufnahme mit einer spezialisierten, (von der DGORh) zertifizierten Klinik.“

