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Fatigue-Syndrom: Kampf gegen die bleierne Müdigkeit

Viele rheumatische Erkrankungen gehen mit Fatigue einher. Die Ursachen für die andauernde Erschöpfung sind noch nicht geklärt.

Müdigkeit gehört zum Menschen: Nicht nur am späten Abend als Vorbote eines hoffentlich erholsamen Schlafs, sondern gelegentlich auch zur falschen Zeit. Jeder von uns hat Phasen, in denen er sich tagsüber ungewohnt müde und „zerschlagen“ fühlt. Die Ursachen können vielfältig sein und weisen keineswegs immer auf eine noch unerkannte chronische Erkrankung hin. Seelische Belastungen gehen beispielsweise häufig mit Schlafstörungen einher. Doch auch beruflicher Stress oder ein aufkommender Infekt können zu ungewohnter Müdigkeit führen. Diese Art von Müdigkeit hat einen vorübergehenden Charakter. Anders bei vielen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen: Die „Müdigkeit“ stellt einen Kernbefund dar, der die Patienten ständig oder zumindest über weite Strecken begleiten kann und sich durch Ausruhen kaum positiv beeinflussen lässt.

Was ist das Fatigue-Syndrom?

Was genau ist unter dieser Müdigkeit oder „Fatigue“ (so der internationale Name) des Rheumatikers zu verstehen? Fatigue ist nicht eindeutig definiert. Das führt dazu, dass es möglicherweise fünf verschiedene Antworten gibt, wenn man fünf Patientinnen mit Sjögren-Syndrom oder rheumatoider Arthritis (RA) dazu befragt, wie sich dieser Befund bei ihnen bemerkbar macht.

Neben der Müdigkeit werden dabei sehr häufig Erschöpfung, Schwäche und fehlende Energie genannt. Aber abgesehen von dieser Unschärfe: Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind in allen Fällen von „Fatigue“ beteiligt. Im folgenden Text wird deshalb vorwiegend der Begriff „Müdigkeit“ verwendet, auch wenn es sich dabei nur um einen Teil von „Fatigue“ handelt.

Erschöpfung, Schmerz, Depression

Müdigkeit steht als Befund in enger Verbindung mit Schmerz und Depression. Bei vielen Patienten treten zwei oder alle drei dieser Befunde zusammen auf und können sich wechselseitig verstärken. Das bedeutet zum einen, dass bei Vorhandensein von Müdigkeit auch nach einer (möglicherweise latenten) Depression gefahndet werden sollte. Zum anderen heißt es, dass sich bei Vorhandensein aller drei Befunde die Müdigkeit dann nachhaltig bessern kann, wenn auch das Schmerzgeschehen und die Depression erfolgreich behandelt werden.

Die spezielle Ursache dieser Müdigkeit ist bisher nicht geklärt. Früher ging man von der Hypothese aus, dass eine Virusinfektion diese spezielle zentralnervöse Symptomatik auslöst. Eine solche Ursache wird beim primären Fatigue-Syndrom ohne begleitende rheumatische Erkrankungen immer noch diskutiert. Bislang blieb die Suche nach einem Erreger jedoch erfolglos. Eine mögliche Ursache, die das zentrale Nervensystem betrifft, ist im Rahmen entzündlich-rheumatischer Erkrankungen weiterhin rätselhaft. 

Gedämpfte Lebensqualität

Besonders zu beachten ist, dass auch andere Erkrankungen mit abnormer Müdigkeit verbunden sind. So kann ein Rheumatiker mit Müdigkeit zusätzlich an Unterfunktion der Schilddrüse oder Eisenmangel leiden. Möglicherweise liegt die Ursache bei diesem Patienten dann in der Zweiterkrankung. Weiterhin ist darauf zu achten, ob eine relevante Schlafstörung vorliegt, die gesondert behandelt werden muss.

Es gibt jedoch auch Erkrankungen, bei denen Fatigue eine zentrale Rolle spielt. Ähnlich wie beim Fibromyalgie-Syndrom stellt die Müdigkeit beim primären Sjögren- Syndrom einen zentralen, fast nie fehlenden Befund dar. Bei der rheumatoiden Arthritis (RA) zeigt sie sich häufig, aber nicht immer. Sie betrifft – je nach Untersuchungsserie – etwa 40 bis 80 Prozent der Patienten. Deshalb möchte ich auf die Rolle von Fatigue bei diesen beiden Erkrankungen etwas genauer eingehen. Es ist aber festzuhalten, dass der Befund bei weiteren schweren rheumatischen Systemerkrankungen wie dem systemischen Lupus erythematodes oder der Sklerodermie ähnlich häufig ist.

„Wer es nicht selbst erlebt hat, kann es sich nicht vorstellen“

"Wenn ich über meine Erschöpfung spreche, vergleiche ich sie oft mit Fesseln, die sich um meinen Körper legen und mich komplett lähmen“, sagt Christiane Solbach, die seit vielen Jahren am Fatigue-Syndrom leidet. In unserem Bericht "Wer es nicht selbst erlebt hat, kann es sich nicht vorstellen" erzählt sie, wie sie mit der Erkrankung lebt. 

Mehr erfahren

Welche Ursachen hat das Fatigue-Syndrom?

Neben dem Schmerz reduziert die abnorme Müdigkeit bei vielen betroffenen RA-Patienten die Lebensqualität stärker als beispielsweise die Gelenkschwellung. Viele Rheumatologen übersehen jedoch diese Bedeutung: Sie fragen oft gar nicht nach dem Grad der Müdigkeit. Mittlerweile gibt es gute Messmethoden mittels Fragebogen, um die Müdigkeit zu erfassen. Es ist zu hoffen, dass Rheumatologen künftig häufiger solche Fragebogen einsetzen. Bisher ist dies jedoch nur in Studien üblich, was aufgrund des Zeitmangels nicht verwundert.

Müdigkeit im Rahmen der Rheumatoiden Arthritis kann ähnlich wie der Schmerz zwei Ursachen haben: Ist sie durch hohe Krankheitsaktivität und Entzündung bedingt, kann man davon ausgehen, dass eine gut anschlagende Therapie und damit Reduzierung der Krankheitsaktivität auch die Müdigkeit weitgehend zum Abklingen bringt. Leider führen Schmerz und Müdigkeit manchmal im Langzeitverlauf ein Eigenleben (sekundäres Schmerzsyndrom, sekundäres Müdigkeitssyndrom). Sie bleiben auch bei guter Kontrolle der Entzündungsaktivität bestehen und müssen separat behandelt werden.

Was hilft bei Fatigue?

Beim primären Sjögren-Syndrom fehlt die von der Patientin oft als „bleiern“ geschilderte Müdigkeit fast in keinem Fall. Neben der Trockenheitssymptomatik beeinträchtigt sie die Lebensqualität am meisten und spricht auf Kortison-Präparate oder immunsupprimierende Medikamente praktisch nicht an. Für die Behandlung stehen im Wesentlichen allgemeine nicht-medikamentöse Verfahren zur Verfügung.

Vielversprechend ist ein Versuch mit kognitiver Verhaltenstherapie, die sich in einigen Studien bei Rheumapatienten als hilfreich erwiesen hat. Das am meisten Erfolg versprechende Behandlungsprinzip ist jedoch die Steigerung der körperlichen Aktivität. Jede Form der Betätigung vom einfachen Spazierengehen über Schwimmen oder Radfahren bis zum Fitnesstraining im Sportstudio (sofern es die Grunderkrankung zulässt) ist dabei erfolgreich. Jeder Patient kann sich das heraussuchen, was für ihn am besten passt. Wichtig ist es, ein solches Training vorsichtig zu beginnen, langsam zu steigern und vor allem regelmäßig durchzuführen. Pflanzliche Heilmittel und Bemühungen aller Art, das Problem mithilfe einer Nahrungsumstellung oder Diät in den Griff zu bekommen, haben sich in kontrollierten Studien als unwirksam erwiesen.

Zum Autor

Der internistische Rheumatologe Prof. Klaus Krüger arbeitet in München und ist Sprecher der Kommission „Arzneimitteltherapie“ der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie.

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