• Jetzt spenden
  • Forum
  • Kontakt
  • Presse
  • Intranet
  • Newsletter
  • A A
    STRG + STRG -

    Sie können die Seite mithilfe Ihres Browsers größer oder kleiner anzeigen lassen. Verwenden Sie dafür bitte STRG + und STRG - .
    Mit STRG 0 gelangen Sie wieder zur Ausgangsgröße.

  • brightness_6
  • Instagram Logo
brightness_6 search menu
Bei der Nutzung der Vorlesefunktion werden Ihre IP-Adresse und die angezeigte Seite an readspeaker.com übertragen. Wenn Sie zustimmen, speichern wir Ihre Zustimmung in einem Cookie. Wenn Sie Ok auswählen, wird der Cookie akzeptiert und Sie können den Dienst nutzen.

Auf Weltreise mit Rheuma

Neuseeland entdecken, die Südsee-Inseln kennenlernen, einen Abstecher nach Japan und Taiwan wagen und schließlich China und Tibet erleben – die Rheumatikerin Katja Hausmann erfüllte sich ihren Lebenstraum Weltreise. Wir sprachen mit ihr, als sie gerade ihre ersten Erfahrungen in Neuseeland gemacht hatte.

Frau Hausmann, Sie sind gerade in Neuseeland. Wie geht es Ihnen?

Ich habe seit zwölf Jahren rheumatoide Arthritis. Trotz Biologikum habe ich immer wieder noch ungeklärte Muskelschwellungen und -schmerzen, teils richtig fies. Und mein ständiger Begleiter: Müdigkeit! Zu Hause ging es mir zuletzt gar nicht mehr gut. Meine Arbeitszeit von 25 Stunden habe ich nur noch mit Mühe durchgehalten und mich in der Freizeit oft hingelegt. Ich habe zwar noch meinen Sport gemacht – ich klettere, wandere und fahre Stand-Up-Paddel – aber es reichte einfach nicht mehr. Ich brauchte eine Veränderung! Jetzt geht es mir deutlich besser, obwohl wir in den ersten drei Wochen sehr viel unternommen haben – ein richtiges „Erlebniskonzentrat“. Ich habe seltener und kürzer Schmerzen. Wichtig erscheint mir in diesem Zusammenhang eine heilsame Einstellung, die ich in den letzten Wochen vor dem Reisestart kultiviert habe: „Alles wird gut. Es ist alles da, was du brauchst!“

Welche Medikamente haben Sie mitgenommen?

Oh, eine ganze Menge! Ich war noch nie so vorsichtig oder vernünftig, je nach Sichtweise. Ich habe für vier Infusionen mein Biologikum dabei, plus Ampullen mit einem Antihistaminikum zur Vor-Infusion, weil ich die Infusion sonst nicht vertrage. Außerdem jede Menge Kortison in verschiedenen Dosen für Bedarf und Notfall, Tabletten gegen allergische Reaktionen und natürlich eine Standardreiseapotheke mit Mitteln gegen Fieber, Durchfall und Ähnlichem. Das habe ich aber alles noch nicht gebraucht, nur Kalzium, Magnesium und Vitamine.

War es schwierig, das Biologikum im Voraus zu bekommen? Wo bekommen Sie die Infusionen?

Meine Krankenkassenberaterin sagte mir, die zu verschreibende Menge läge im Ermessen der Ärzte. Ich dürfte alles in benötigter Menge verschrieben bekommen, was ich wegen chronischer Erkrankungen während der gesamten Reise bräuchte. Das war also leicht. Einen Infusionstermin zu bekommen gestaltete sich dagegen eher sehr schwer. Staatliche Klinken vergeben keine Termine für Touristen, aber ich wurde bei einer privaten Klinik in Auckland fündig. Allerdings muss ich die Termine selbst bezahlen – etwa 400 Euro pro 75 Minuten Infusion. Die Klinik bot mir auch gleich an, die Medikamente bis zum vereinbarten Termin kühl zu lagern. Mittlerweile habe ich die erste Infusion bekommen, es hat alles super gut geklappt! Grundsätzlich habe ich meine gesamte Reise rund um die Infusionen geplant. Die letzte bekomme ich fünf Wochen vor meiner Heimkehr in Tokio.

Wie haben Sie die Medikamente unterwegs gekühlt?

Zunächst habe ich im Reisebüro darum gebeten, der Fluggesellschaft Bescheid zu geben, dass ich mit kühlpflichtigen Medikamenten (in der Cool Save Box mit sechs 100-Milliliter-Kühlakkus) komme. Die „Cool Save“ von ArteMed ist angeblich die einzige geprüfte Tasche für Medikamentenkühlung, die Minustemperaturen im Medikamentenfach verhindert. Und sie funktionierte gut. Ich habe zusätzlich noch ein Thermometer auf den Deckel geklebt, dessen Fühler am Außenrand der Medikamentenschachteln lag. Das Einchecken und die Sicherheitskontrolle erfolgten gespenstisch problemlos: Niemand fragte nach Arzt- oder Zollbescheinigungen oder wollte die Akkus aus - packen, für die ich ein 100-Milliliter- und Ungefährlichkeitszertifikat hatte. Mein Partner hatte zur Sicherheit ein zweites Set Kühlakkus dabei. Der Flug war extra so geplant, dass ich nicht länger als 14 Stunden in der Luft war. Dann folgte ein 18-Stunden-Hotelaufenthalt, wo ich die Akkus wieder auflud. Und es konnte nochmals zwölf Stunden im Flieger weitergehen. Längere Flüge gibt es wohl nicht.

Welche Versicherungen (Auslandskrankenschutz etc.) haben Sie abgeschlossen?

Da ich außerhalb der Vertragsländer meiner gesetzlichen Krankenkasse reise, brauche ich diese während der Reisezeit auch nicht weiter zu bezahlen. Tatsachlich habe ich nur eine den Notfall versichernde Auslandsversicherung abgeschlossen. Die kostet etwa 30 Euro im Monat. Trotz aller Versuche habe ich keine Auslandsvollversicherung gefunden. Beim Thema längerfristige Reisen ins nicht europäische Ausland gibt es für chronisch Kranke eine riesige Versorgungslücke! Alle ärztlichen vorhersehbaren Behandlungen muss ich selbst bezahlen.

Verraten Sie uns, wie Sie Ihre Reise finanzieren?

Die ersten drei Wochen hat mein Partner bezahlt. Ab jetzt wird der Gürtel deutlich enger geschnallt. Ich habe für die Reise meine Arbeit als angestellte Ergotherapeutin gekündigt und meine erst im Anlaufen begriffene Praxis als Heilpraktikerin für Psychotherapie aufgelöst. Zudem habe ich schon lange gespart – das geht, weil ich keine Miete zahlen muss und weil meine Eltern mir über viele Jahre hinweg immer wieder etwas Geld geschenkt haben. Ich habe es immer für etwas Besonderes aufgehoben. Jetzt war der Punkt gekommen, mir einen lange gehegten Herzenswunsch zu erfüllen: Freiheit und Abenteuer und viele gute Begegnungen. Das Biologikum befähigt mich ja, wieder zu arbeiten, wenn auch nicht voll. Ich brauche tatsächlich viel Erholungszeit. Wenn ich befähigt bin zu arbeiten, kann ich auch die Zeit genießen und zum Beispiel reisen, oder nicht? Ich möchte gern im Anschluss an meine Reise ein Buch darüber schreiben. Danach möchte ich mich wieder selbstständig machen und dabei die Ergotherapie und die Psychotherapie in einer Praxis verbinden. Das darf aber in den Sternen stehen, die man von hier aus so gut sieht.

Ihr Tipp für alle, die von einer Weltreise träumen?

Gut organisieren – und losfahren!

Die Interviewpartnerin Katja Hausmann brach zu ihrer Weltreise auf. Die Fragen stellte Julia Bidder, Chefredakteurin der Mitgliederzeitschrift mobil.

Gut zu wissen

Rund um Reiseversicherungen

Die Internetseiten der Deutschen Verbindungsstelle Krankenversicherung Ausland (DVKA) finden sich unter www.dvka.de  
Telefon 0228 2289530-0.

Stiftung Warentest hat 2015 Anbieter von Auslandsreise-Krankenversicherungen getestet. Der Test kann für 2,50 Euro im Internet heruntergeladen werden unter www.test.de/thema/reiseversicherung

Die Verbraucherzentralen bieten Beratungen zu Reisenversicherungen an. Eine halbstündige Beratung kostet 40 Euro.