Wann zusätzliche Medikamente zusätzlich notwendig sind, ist eine nicht immer einfache ärztliche Entscheidung. Eindeutig ist die Situation bei Auftreten eines osteoporotischen Knochenbruches: Hier wird zusätzlich zu Vitamin D und Kalzium ein Mittel aus der Gruppe der Bisphosphonate verordnet (
siehe Tabelle). Bisphosphonate hemmen den Knochenabbau und sind nachgewiesener Maßen wirksam zur Verhinderung weiterer Knochenbrüche. Wegen guter Studienergebnisse und des einfachen Therapieschemas werden Alendronat und Risedronat bevorzugt.
Bestehen noch keine Osteoporose-bedingten Knochenbrüche wird der Arzt das individuelle Risiko ermitteln und bei hohem Risiko für das Voranschreiten der Osteoporose zusätzlich ein Bisphosphonat verordnen.
Weitere Mittel, die bei Gegenanzeigen, Unverträglichkeit oder Unwirksamkeit der Bisphosphonate zur Verfügung stehen sind:
- Denosumab ist ein Biologikum und hemmt sehr gut den Knochenabbau. Es muss zwei Mal pro Jahr unter die Haut gespritzt werden. Sowohl bei Bisphosphonaten als auch bei Denosumab besteht eine erhöhte Gefahr für Kiefernekrosen. Denosumab darf daher nicht gegeben werden, wenn eine Operation im Mundbereich geplant ist oder nicht verheilte Schäden nach einer solchen Operation bestehen. Vor der Therapie ist daher eine Zahnsanierung wichtig; während der Therapie eine gute Mundhygiene und regelmäßige Zahnkontrolle.
- Unter bestimmten Umständen wird eine Therapie mit Östrogenen bei postmenopausalen Frauen mit hohem Frakturisiko empfohlen. Östrogene sind nur bei Unverträglichkeit oder Kontraindikationen gegenüber den anderen genannten Osteoporosetherapeutika unter sorgfältiger individueller Abwägung von Nutzen und Risiken einzusetzen. Erforderlich ist immer eine Zusatzbehandlung mit einem Gestagen. Dies gilt aber nur, solange die Frau noch ihre Gebärmutter hat (siehe auch undefinedLeitlinie Osteoporose: "Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei Männern ab dem 60. Lebensjahr und bei postmenopausalen Frauen. S3-Leitlinie des Dachverbands der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften e.V., Dachverband Osteologie e. V., 2014 , Lang- und Kurzfassung, Seite 192 ff).
- Raloxifen bei Frauen während und nach den Wechseljahren. Raloxifen ahmt als selektiver Estrogen-Rezeptor-Modulator (=SERM) die Wirkung des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen am Knochen nach und stimuliert dadurch den Knochenaufbau.
- Strontium-Ranelat zeigt eine sehr gute Wirksamkeit gegen das Fortschreiten der Osteoporose bei geringen Nebenwirkungen (Durchfall, geringer Anstieg von Muskelenzymen). Nicht angewendet werden darf es bei Herz-Kreislauferkrankungen (KHK), einer peripheren Arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) oder Schlaganfall.
- Teriparatid, ein künstlich hergestelltes Parathormon. Parathormon ist ein körpereigener Botenstoff, der bei einmal täglicher Injektion in das Unterhautfettgewebe die Knochenneubildung stimuliert. Teriparatid ist sehr teuer. Trotz seiner hohen Wirksamkeit ist es daher zur Zeit ein Reservemedikament bei sehr schweren Osteoporosefällen.
Alle oben aufgeführten Medikamente werden einzeln zu Vitamin D und Kalzium gegeben. Deren Kombination, wie zum Beispiel Raloxifen plus Bisphosphonate zusätzlich zur Basismedikation, ist Gegenstand klinischer Studien.
Weil die Osteoporose durch die Medikamente nicht geheilt, sondern nur das Voranschreiten gebremst wird, ist eine lebenslange Therapie erforderlich. Wegen der begrenzten Erfahrungen mit den speziellen Osteoporose-Medikamenten wird empfohlen, die Therapie nach ein paar Jahren zu überprüfen und wenn möglich eine Therapiepause zu versuchen. Für die Bisphosphonate liegen inzwischen Erfahrungen über eine 10-jährige Therapie vor, die zeigen, dass Bisphosphonate auch nach dieser Zeit noch wirksam und gut verträglich sind.